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Fundamentalanalyse

Lektion 2 von 8

Wie funktioniert die Fundamentalanalyse?

Anstatt einer vorgeschriebenen, universellen Methode, gibt es bei der Fundamentalanalyse verschiedene Vorgehensweisen. Viele Analysten bevorzugen jedoch einen Top-down-Ansatz. Dieser beginnt mit der Betrachtung des breiteren Kontexts, bevor genauer die Details untersucht werden, die jeden Markt umgeben.

Schauen wir uns an, wie Sie das machen könnten. Angenommen, Sie wollen mit deutschen Aktien handeln. Wenn Sie diese Schritte befolgen, könnten Sie den Markt auf mögliche Chancen hin analysieren:

Die allgemeine Wirtschaftsleistung berücksichtigen

In welchem Zustand befindet sich die deutsche Wirtschaft generell? 
Wenn sich eine Wirtschaft ausdehnt, kann davon ausgegangen werden, dass die Branchen und Unternehmen in diesem Land davon profitieren und ebenfalls wachsen. Umgekehrt gilt auch, dass unter einer rückläufigen Konjunktur eventuell auch erfolgreiche Unternehmen leiden.
Wenn Sie diesen Umstand untersuchen möchten, könnten Sie auf makroökonomische Daten achten, z. B. BIP-Daten, Produktionsvolumen, Verbraucherpreisindex (CPI), Einzelhandelsumsatz, Immobilienpreisindizes oder Beschäftigungsstatistiken. Natürlich müssen Sie auch die Nachrichtenberichterstattung und politische Rhetorik betrachten (auch wenn diese manchmal mit sehr viel Vorsicht zu geniessen ist).

Die betroffenen Sektoren untersuchen

Inwiefern wirken sich makroökonomische Faktoren auf die unterschiedlichen Geschäftsarten aus?
 
Wenn sich eine gesamte Wirtschaft im Aufschwung befindet, profitieren davon manche Branchen mehr als andere. Zum Beispiel: Wenn Verbraucher mehr Geld zur Verfügung haben, profitiert in der Regel die Dienstleistungsbranche von gestiegenen Ausgaben. Unternehmen aus dem Bereich Versorgung bleiben davon weitgehend unberührt.
 
Es kann auch Zeiten geben, in denen sich ein wirtschaftlicher Aufschwung generell auf die meisten Sektoren und Unternehmen positiv auswirkt. In dieser Situation ist das allgemeine Aktienrisiko vergleichsweise gering, sodass sich eine auf Wachstum ausgerichtete Strategie lohnen könnte. Sie könnten sich beispielsweise auf einen Sektor konzentrieren, wie etwa Technologie oder Biotech, da diese eher das Potenzial besitzen, bei günstigen Bedingungen schnell anzusteigen.
 
Wenn andererseits von einer rückläufigen Konjunktur ausgegangen wird, könnten Sie sich für einen konservativen Ansatz entscheiden und in stabile Unternehmen investieren, die auf Ertrag ausgerichtet sind. In diesem Fall könnten Sie beispielsweise Aktien aus dem Bereich Energie oder Versorgung erwerben.
 
Alternativ könnten Sie versuchen, von einem erwarteten Nachlassen der Kurse zu profitieren, indem Sie Short-Positionen erwerben. Dieses Konzept wird im Kurs „Wie der Handel funktioniert“ erläutert. Kurz gesagt: dazu gehört traditionellerweise, eine Aktie zu leihen, allerdings mit der Absicht, diese zu verkaufen und zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurückzukaufen. Leichter verständlich ist es, wenn Short-Positionen über CFDs eingegangen werden.

Einen Schwerpunkt-Sektor auswählen

Welcher Sektor besitzt das grösste Potenzial?
 
Nachdem Sie einige interessante Branchen ermittelt haben, besteht der nächste Schritt darin, für jede Branche das Niveau von Angebot und Nachfrage für die Produkte bzw. Dienstleistungen zu berücksichtigen, ebenso wie weitere Faktoren, die die zukünftigen Aussichten beeinflussen. Sie sollten die Grösse des Markts, die allgemeine Wachstumsrate und die Bedeutung des Sektors in der Wirtschaft als Ganzes betrachten.
 
Betrachten wir beispielsweise den Bereich Elektrizität des Versorgungssektors. Die Grösse dieses Markts ist in Grossbritannien von der Bevölkerungsgrösse abhängig, sodass der Markt steigt, wenn auch die Anzahl der Energie verbrauchenden Menschen wächst. Der Sektor wird somit stets zu einem gewissen Teil von der Nachfrage nach Elektrizität für alltägliche Tätigkeiten gestützt. Durch neue Technologien kann sich dieser Anteil jedoch auch erhöhen oder sinken. Aus diesem Grund ist es eine Überlegung wert, welche Innovationen demnächst auf dem Massenmarkt erscheinen könnten.
 
Im Gegensatz dazu hat der Bergbau-Sektor in der Regel eine sehr variable Wachstumsrate, geknüpft an die Kosten zum Abbau von Rohmaterialien aus der Erde. Obwohl neue Entdeckungen einen enormen Schub bedeuten können, kann der Sektor auch durch Fluktuationen der weltweiten Nachfrage getroffen werden. Ereignisse wie die Verlangsamung von Chinas Wirtschaft können den Verbrauch von Rohmaterialien für die Bauindustrie verringern und sich so auf Bergbauunternehmen auswirken.
Im Aktienmarkt ist es üblich, dass sich bestimmte Aktiengruppen so gemeinsam in die gleiche Richtung entwickeln. Aus diesem Grund kann es wichtiger sein, zum Handeln die richtige Branche auszuwählen, anstatt nur die Aktien des richtigen Unternehmens.

Einschränken

Bei welchem Unternehmen lohnt sich eine eingehendere Analyse?
 
Nachdem Sie sich nun entschieden haben, sich auf eine bestimmte Branche zu konzentrieren, besteht die nächste Aufgabe darin, die einzelnen Unternehmen genauer zu betrachten und zu entscheiden, welche einer tiefergehenden Untersuchung bedürfen.
Zu diesem Zeitpunkt ist es wichtig, eingehend die Wettbewerbslandschaft innerhalb des Sektors und sämtliche voraussichtlichen zukünftigen Businesstrends zu überprüfen. Folgende Fragen könnten dabei helfen:
  • Welche Unternehmen haben den grössten Marktanteil?
  • Wer ist der anerkannte Marktführer?
  • Gibt es auf dem Markt neue und revolutionäre Akteure?
  • Gibt es unmittelbare Änderungen oder Entwicklungen, die die Hierarchie in der Branche umgestalten könnten?
  • Werden in naher Zukunft derzeitige Wettbewerbsvorteile bedroht sein?
Anhand genauer Analyse des Geschäftsumfelds können Sie erkennen, welche Unternehmen ihren Konkurrenten gegenüber im Vorteil sind. Bei diesen Unternehmen lohnt sich eine Investition am ehesten. In der nächsten Lektion erklären wir genauer, wie Sie deren Erfolgsaussichten am besten überprüfen können.

Bei dieser Art der Fundamentalanalyse gilt es zu beachten, dass Sie stets „Äpfel mit Äpfeln vergleichen“ sollten. Anders ausgedrückt: Wenn Sie die Wirtschaft eines Landes untersuchen, müssen Sie diese mit der Wirtschaft eines anderen Landes vergleichen. Wenn Sie Branchen bewerten, sollten Sie diese mit anderen Branchen vergleichen. Und wenn Sie sich einzelne Unternehmen betrachten, stellen Sie diese anderen Unternehmen aus dem gleichen Sektor gegenüber. Wenn Sie also beispielsweise Credit Suisse näher betrachten, sollten Sie die Bank mit einer anderen Bank vergleichen (z. B. UBS) und nicht mit einem Unternehmen aus dem Einzelhandel (z. B. Coop).

Zusammenfassung

  • Fundamentalanalysten bevorzugen im Allgemeinen einen Top-down-Ansatz.
  • Zunächst betrachten Sie die allgemeine wirtschaftliche Lage.
  • Danach untersuchen Sie die Leistung verschiedener Sektoren und wählen einen aus, der eingehender betrachtet wird.
  • Schliesslich schauen Sie sich Unternehmen aus diesem Sektor an, um zu ermitteln, welche Potenzial besitzen.
Lektion abgeschlossen