Die vier Eckpfeiler des Tradings: Der Einstieg
In dieser Artikelserie werden wir uns mit den vier Eckpfeilern des Tradings beschäftigen. Im ersten Teil schauen wir uns das Kapitel Einstieg an.
Die vier Eckpfeiler des Tradings
- Einstieg
- Trendlinien und Trendkanäle
- Widerstände und Unterstützungen
- Handelsspanne
- Gleitende Durchschnitte
- MACD
- Bollinger Bänder
- Ausstieg
- Chartformation
- Average True Range
- Fibonacci-Methode
- Time Stop
- Risiko-Management
- Trendlinien und Trendkanäle
- Average True Range
- Handelsspanne
- Chartformation
- Money Management
- Positionsgrösse
- Fixed-Income-Verfahren (Zinseszins-Effekt)
- Chance-Risiko-Verhältnis
Kapitel 1: Der Einstieg
Joe Ross, einer der berühmtesten Trader in den USA, schrieb in einem seiner vielen Büchern, dass rund 80% der Anleger beim Einstieg in eine Position richtig liegen. Nun folgt das grosse Aber. Etwa 90 bis 95% erzielen letztendlich einen Verlust. Woran liegt das? Was sind die Gründe für diese doch sehr ernüchternde Performance? Joe Ross wäre nicht Joe Ross, wenn er dafür keine Antwort parat hätte. Nach seiner Meinung liegt das Problem beim Ausstieg. Laut Ross sei der Einstieg gar nicht mal so wichtig. Man könne auch mit einem Münzwurf über den Positionsaufbau entscheiden. Kopf für Long und Zahl für Short. Dennoch sollte der Einstieg natürlich wohl durchdacht sein.
Im ersten Kapitel dieser Reihe gehen wir auf einige Beispiele des Einstiegs ein. Den Anfang macht die klassischen Chartanalyse. Anschliessend sehen wir uns einige Trendfolge-Ansätze an.
1.1 Trendlinien und Trendkanäle
Trendlinien und Trendkanäle gehören zu den einfachsten Trading-Ansätzen. Die Vorgehensweise ist relativ einfach. Zuerst wird im Chart des Basiswertes eine Trendlinie eingezeichnet, die dann parallel nach oben bzw. nach unten verschoben wird. So entsteht ein Trendkanal. Eine Position wird dann eröffnet, wenn die Trendlinie getestet wird und der Kurs sich anschliessend in die gewünschte Richtung entfernt. Die obere Kanallinie dient dem Trader als charttechnisches Kursziel. Allerdings wird diese Chartmarke recht oft nicht erreicht. Vielmehr gibt es weitere Möglichkeiten, das Kursziel zu bestimmen. Darauf gehen wir im nächsten Kapitel ein.
Allianz auf Tagesbasis
Quelle: IG Handelsplattform
1.2 Widerstand und Unterstützung
Widerstände und Unterstützungen sind die Grundkonzepte in der klassischen Chartanalyse. Scheitert der Basiswert an einem Widerstand, könnte es anschliessend gen Süden gehen. Der Trader setzt dann auf fallende Notierungen. Gelingt dagegen der Sprung über eine solche charttechnische Hürde, empfiehlt es sich, eine Long-Position einzugehen. Der bezwungene Widerstand dient dem Anleger dann als Unterstützung. Bei einem Schlusskurs darunter sollte die Seite gewechselt werden.
Im Beispiel ist die Bechtle-Aktie zu sehen. Der Widerstand von Anfang Juni 2018 wurde Ende Juli des gleichen Jahres mehrmals von den Bullen belagert. Erst im August gelang der Sprung über die genannte Hürde. Daraufhin ging es für den TecDAX-Titel spürbar aufwärts. Im weiteren Verlauf hatte sich Ende August ein Widerstand etabliert. Dieser konnte nicht bezwungen werden. Anfang Oktober musste die Unterstützung der Angebotsseite überlassen werden. Anschliessend büsste die Aktie merklich an Wert ein.
Bechtle auf Tagesbasis
Quelle: IG Handelsplattform
1.3 Handelsspanne
Unter den Tradern ebenfalls sehr beliebt sind die so genannten Handelsspannen. Diese werden aber auch als Trading Zonen, Seitwärtsphasen oder Schiebezonen bezeichnet. Die Vorgehensweise ist recht einfach. Innerhalb eines intakten Trends kommt es unweigerlich zu einer kurzen Pause, auch als Korrektur bekannt. Am Ende dieser Konsolidierung wird das vorangegangene Hoch, also der Ausgangspunkt der Korrektur, überwunden. Dies hat eine Fortsetzung des Trends zur Folge. Es handelt sich hierbei um einen klassischen Trendfolge-Ansatz.
Im Chart ist der Ölpreis der Sorte WTI zu sehen. Im Zeitraum Mitte bis Ende März 2019 hatte das schwarze Gold seinen Vormarsch unterbrochen. Anschliessend befanden sich die Notierungen in einer recht engen Handelsspanne. Diese wurde am ersten Handelstag im April nach oben verlassen. Im Anschluss konnte der Ölpreis deutlich zulegen.
US-Rohöl (WTI) auf Tagesbasis
Quelle: IG Handelsplattform
1.4 Gleitende Durchschnitte
Gleitende Durchschnitte gehören zum Rüstzeug eines jeden Traders. Neben der klassischen Signalgenerierung – Kurs schliesst oberhalb bzw. unterhalb der Glättungslinie – dient der beliebte Trendfolgeindikator auch als Widerstand bzw. Unterstützung. Im Chart ist die US-Technologiebörse Nasdaq dargestellt. Zwischen November 2017 und Oktober 2018 wurde der einfache 200-Tage-Durchschnitt vier Mal erreicht und erfolgreich getestet. In den genannten Fällen konnte sich der Nasdaq anschliessend von dem gleitenden Durchschnitt nach oben entfernen. Erst Ende des vergangenen Jahres rutschte der Index unter die Durchschnittslinie und hat damit ein Verkaufssignal geliefert. Anschliessend diente die 200-Tage-Linie als Widerstand.
Nasdaq auf Tagesbasis
Quelle: IG Handelsplattform
1.5 MACD
Ebenfalls sehr beliebt ist der Moving Average Convergence/Divergence-Indikator, kurz MACD. Der Trendfolgeindikator gehört zu den „Dinosauriern“ unter den technischen Indikatoren. Bekannt ist die herkömmliche Signalgenerierung. Hierbei schneidet die kürzere Signallinie die MACD-Linie von unten nach oben bzw. umgekehrt. Allerdings fallen bei dieser Anwendung recht viele Fehlsignale an. Eine Möglichkeit, diese zu reduzieren, ist eine Modifikation. Sowohl die MACD- als auch die Signallinie müssen für ein Kaufsignal oberhalb der Nulllinie schliessen. Unterhalb der besagten Nulllinie wird ein Verkaufssignal generiert. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Im Tageschart ist der S&P 500 zu sehen. Der MACD hatte Ende Januar 2019 ein neues Einstiegssignal geliefert. Ende Mai schloss der Trendfolgeindikator unterhalb der Nulllinie. Die technische Ampel war damit auf Rot gesprungen. Dank der modifizierten Vorgehensweise fiel in diesem Zeitraum ein Plus von mehr als 200 Indexpunkten oder rund 8% an.
S&P 500 auf Tagesbasis
Quelle: IG Handelsplattform
1.6 Bollinger Bänder
Im nächsten Trendfolge-Ansatz kommen die bekannten Bollinger Bänder zum Einsatz. Üblicherweise werden diese zur Identifizierung von überkauften bzw. überverkauften Situationen angewendet. An dieser Stelle weichen wir von den herkömmlichen Parametern ab und nutzen anstelle der zweifachen nur die einfache Standardabweichung. Folglich liegen nun mehr Kurse oberhalb bzw. unterhalb der Bänder. Ein Kaufsignal entsteht, wenn der Schlusskurs oberhalb des oberen Bandes notiert. Unterhalb des unteren Bandes liegt ein Verkaufssignal vor. Im nächsten Beispiel ist der US-Greenback zum kanadischen Dollar dargestellt. Die Währung lag am 19. Oktober oberhalb des oberen Bandes. Das Kaufsignal hatte bis Ende Januar dieses Jahres Bestand. Zu diesem Zeitpunkt schloss der Kurs unterhalb des unteren Bandes. Eine Positionsschliessung wäre dann empfehlenswert gewesen.
USD/CAD auf Tagesbasis
Quelle: IG Handelsplattform
Fazit zum Einstieg
Es gibt zahlreiche Arten des Einstiegs. Zahlreiche Chartformationen und noch mehr Handelssysteme können vom Anleger genutzt werden. Letztendlich entscheidend für den Erfolg an der Börse ist jedoch der Ausstieg, das Risiko- und Money-Management.
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