Weiter zum Inhalt

CFDs sind Finanzprodukte mit Hebelwirkung. Der Handel mit CFDs kann nicht für jeden Anleger geeignet sein und kann zu Verlusten führen, die Ihre Einlagen übersteigen. Beachten Sie daher bitte unsere Risikohinweise und vergewissern Sie sich, dass Sie alle damit verbundenen Risiken vollständig verstanden haben. CFDs sind Finanzprodukte mit Hebelwirkung. Der Handel mit CFDs kann nicht für jeden Anleger geeignet sein und kann zu Verlusten führen, die Ihre Einlagen übersteigen. Beachten Sie daher bitte unsere Risikohinweise und vergewissern Sie sich, dass Sie alle damit verbundenen Risiken vollständig verstanden haben.

Flash-Crash erklärt

Flash-Crashs entstehen immer häufiger. Bis heute bleibt ihre genaue Ursache oft ungeklärt. Wir erklären Ihnen, wie ein Flash-Crash entsteht und schauen uns Beispiele an. Können Flash-Crashs zukünftig verhindert werden?

Trader Quelle: Bloomberg

Flash-Crash-Erklärung

Ein Flash-Crash ist ein rapider Kursverlust eines Wertpapiers wie eine Währung, eine Kryptowährung, ein Bond, Future oder eine Aktie über einen sehr kurzen Zeitraum, bevor kurz darauf dann eine Erholungsphase eintritt.

Auch wenn einige Anleger Volatilität mehr willkommen heissen als andere, ist die Bedeutung der Volatilität beim Traden unbestritten. Und gerade heute im digitalen Zeitalter, wo das Traden zwischen Menschen durch Computer und Algorithmen ersetzt wird, um Gewinn aus automatisierten Ordern mit winzigen Margen zu erzielen, nimmt die Bedeutung der Volatilität weiter zu. Allerdings steigert sich diese als normale Kursschwankungen betrachtete Volatilität eines Wertpapiers oftmals zu plötzlichen und schnellen Kursrutschen. Ein typischer Flash-Crash ist schon wieder vorbei, bevor ihn die meisten Anleger überhaupt bemerkt haben. Insgesamt dauert dieses Phänomen nur wenige Sekunden oder Minuten an (es gab jedoch auch schon Flash-Crashs, die länger anhielten).

Wertpapiere, deren Kurs aufgrund eines Flash-Crash abgesackt ist, erholen sich meistens danach ebenso schnell wieder auf ihren Ausgangswert vor dem Kurssturz. Bei einigen verzögert sich die Erholungsphase allerdings. Angesichts der hohen Geschwindigkeit des Kurssturzes und der anschliessenden Erholung ist ein Flash-Crash für viele nur ein extremer Volatilitätsausbruch. Allerdings lassen die Gründe des vorausgehenden Flash-Crash und die hohen Summen, die ein Anleger bei einem Flash-Crash verliert, etwas anderes vermuten.

Obwohl es bei einem Flash-Crash üblicherweise zu einem plötzlichen Kursabfall und anschliessend zu einer Kurserholung kommt, ist es erwähnenswert, dass sich ein solches Phänomen auch in die andere Richtung ereignen kann. Die Kurse steigen dann blitzartig an, bevor sie anschliessend fast wieder den gesamten Kursgewinn verlieren. Zwar kommt dies weniger häufig vor, doch sind Währungen dafür eines der besten Beispiele: Da sie stets paarweise getradet werden, steigt der Preis bei einer Währung aufgrund eines Flash-Crash stark an, während der andere Kurs abstürzt.

Was sind die Ursachen für einen Flash-Crash?

Die Gründe für einen Flash-Crash sind sehr vielseitig. Sowohl der Mensch als auch der Computer tragen zur Entstehung dieses Phänomens bei.

Wie verursachen Menschen Flash-Crashs?

In einigen Fällen der bisherigen Flash-Crashs spielten menschliche Fehler eine Rolle. Diese Unachtsamkeiten beim Traden, beispielsweise das versehentliche Eintippen einer Null zu viel durch einen Trader oder Fondsmanager, oder die Platzierung einer Order zum falschen Zeitpunkt, werden auch als Fat-Finger-Fehler bezeichnet.

Daneben versuchen einige Trader auch den Markt durch illegale Methoden, die als „Spoofing“ bezeichnet werden (manchmal auch „Dynamic Layering“ genannt), zu manipulieren. Hierbei platziert eine Person grosse Verkaufsorder zu einem Preis weit unterhalb des aktuellen Kurses. Kurz bevor das Wertpapier den Kurswert erreicht, storniert er die Order wieder. Dadurch wird der Eindruck vermittelt, dass sich ein grosser Abverkauf anbahnt, wodurch die anderen Marktteilnehmer ebenfalls aus Angst vor sinkenden Kursen verkaufen möchten. Somit entsteht rasch ein Ungleichgewicht zwischen der Anzahl der Verkaufsorder gegenüber den Kaufordern, wodurch der Kursrutsch verstärkt wird. Die Person, die die anfängliche Verkaufsorder platziert hat, hat ebenfalls Order zum Kaufen des Wertpapiers weit unterhalb des Kurswerts platziert. Kurz bevor das Wertpapier den Kurswert erreicht, zu dem die Order ausgeführt werden würde, wird die Verkaufsorder storniert. Das bedeutet wiederum, dass das Wertpapier am Tiefpunkt des Flash-Crash gekauft und zu einem wesentlich höheren Kurs nach der Erholungsphase verkauft werden kann. Somit lassen sich in wenigen Sekunden sehr grosse Gewinne erzielen.

Wie verursachen Computer Flash-Crashs?

Die zunehmend wichtige Rolle von Computern beim Traden ist eine der Hauptursachen für das Auftreten von Flash-Crashs. Softwarefehler sorgen manchmal dafür, dass die durchschnittlichen Marktdaten nicht effektiv zwischen den Börsenplätzen ausgetauscht werden, weshalb ungenaue Kurse auf ein Wertpapier übernommen werden.

Der verstärkte Einsatz von Algorithmen und Hochfrequenzhandel haben in der Vergangenheit das Auftreten von Flash-Crashs verschärft. Dabei kommen superschnelle Computer zum Einsatz, die blitzschnell, basierend auf vorprogrammierten Algorithmen, Trades durchführen. Ein Beispiel: Ein Wertpapier wird bei 1 £ getradet. Ein Hochfrequenz-Tradingsystem verfügt über einen Algorithmus, der das Wertpapier automatisch bei einem Kurs von 95 Pence (um die möglichen Verluste zu minimieren) oder bei einem Kurs von 105 Pence verkauft (um Gewinn zu erzielen). Das heisst, wenn der Kurs des Wertpapiers auf den Wert von 95 Pence einbricht, wird eine Vielzahl von automatischen Verkaufsordern ausgelöst, die wiederum den Kurs weiter nach unten drücken und mit sinkendem Kurswert weitere Algorithmen auslösen.

Was Sie über Hochfrequenzhandel wissen müssen

Interessanterweise sind dieselben Tradingsysteme bei der anschliessenden Konsolidierung ebenfalls sehr involviert. Andere Algorithmen haben beispielsweise ihre Systeme angewiesen, das Wertpapier bei einem Kurs unterhalb von 90 Pence zu kaufen (da es günstig ist). Sobald die Algorithmen den Kaufauftrag für die Aktie auslösen, gleicht sich das Ungleichgewicht wieder aus und die ganze Entwicklung kehrt sich um. Der Kurs fällt auf einen so niedrigen Stand, dass die Anzahl der Käufer die Anzahl der Verkäufer übersteigt und sich der Kurs schlussendlich wieder erholt.

Trotz der unterschiedlichen Ursachen für die vergangenen Flash-Crashs konnten doch einige Gemeinsamkeiten beobachtet werden. Beispielsweise entstehen Flash-Crashs häufig, wenn die Handelsvolumina gering sind, denn bei einer geringen Liquidität können grosse Order die Kursbewegungen verschärfen.

Beispiele für Flash-Crash

Nachstehend haben wir einige Beispiele aufgeführt, die zeigen, wie sich Flash-Crashs auf unterschiedliche Wertpapiere auswirken können und welches die unterschiedlichen Auslösefaktoren sind.

Flash-Crash 2010: Dow Jones

Der Flash-Crash des Dow Jones Industrial Average (DJIA) im Mai 2010 führte zu einem Verlust von über 1000 Punkten in gerade einmal zehn Minuten. Zu diesem Zeitpunkt war dies der grösste jemals gemessene Kursrutsch. Während US-Indizes um 10 % abstürzten, traf es einige Einzelaktien noch heftiger. Insgesamt wurden durch diesen Flash-Crash Werte in Höhe von 1 Billion $ vernichtet. Während der Erholungsphase schaffte es der DJIA nicht, am Ende des Tages mehr als 70 % seines verlorenen Werts wiederzuerlangen. Damit zeigt sich, welch riesigen Einfluss diese Ereignisse haben können.

Der Crash-Ursprung geht auf den englischen Trader Navinder Singh Sarao zurück. Sarao erhielt den Spitznamen „Hund von Hounslow“ und „Flash-Crash Trader“. 2016 wurde er nach einem Schuldgeständnis des Spoofing und der Marktmanipulation schuldig gesprochen. Nach Aussage der US-Börsenaufsicht (SEC) wurde der Flash-Crash durch die schnelle Ausführung grosser Kauforder von E-mini S&P 500 Futures-Kontrakten an der Chicago Mercantile Exchange von Sarao verursacht. Der Prozess dauert in Teilen bis heute an.

Und obwohl die ursprünglichen Turbulenzen nicht ausschlaggebend waren, führte der schnelle Kursverfall dazu, dass eine Vielzahl von automatisierten Tradingaktivitäten ausgeführt wurden, da der Preis die vorprogrammierten Auslösewerte erreicht hatte. Da der Grossteil der Abläufe beim Traden durch automatisierte Programme ausgeführt wird, traden viele Hochfrequenztrader im Endeffekt mit anderen Hochfrequenztradern, die alle ihre eigenen Order und Limits eingerichtet haben. Das heisst, dass die Hochfrequenz-Tradingorder, die durch Saraos falsche Verkaufsorder ausgelöst wurden, weitere Order von anderen Hochfrequenztradern ausgelöst haben, wodurch sich eine Abwärtsspirale gebildet hat.

Die Regulierungsbehörden hatten bereits seit längerer Zeit erkannt, dass bestimmte Grenzen gesetzt werden müssen, die festlegen, wie tief ein Wertpapier über einen bestimmten Zeitraum fallen darf, bevor Massnahmen ergriffen werden (beispielsweise die zeitweilige Einstellung des Tradens bei einer bestimmten Aktie). Doch diese Massnahmen wurden erst mit dem Flash-Crash 2010 eingeführt, bei dem zwar viele Aktien stark im Kurs nachgaben, aber auch erhebliche Kurszuwächse beobachtet wurden. Mit diesen Massnahmen wurde festgelegt, wie stark der Kurs über einen kurzen Zeitraum ansteigen darf.

Flash-Crash 2014: US-Bonds

Der Flash-Crash bei US-Staatsanleihen, der auch unter dem Namen „Great Treasury Flash Crash“ in die Geschichte einging, ereignete sich im Oktober 2014. Über die Ursachen wird bis heute gestritten. Damals sackte die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren in nur 12 Minuten erheblich ab, konnte sich kurz darauf nur um 1,6 % wieder erholen. Damit war dies seit 2009 der grösste Kurseinbruch, der sich an einem einzigen Tag ereignete.

Innerhalb eines Jahres nach dem Crash veröffentlichten die US-Aufsichtsbehörden einen oberflächlichen Bericht, in dem sie einige Antworten lieferten, jedoch das Ereignis keinem konkreten Auslöser zuschreiben konnten. Einiges deutet darauf hin, dass das Tradingvolumen doppelt so hoch wie üblich war und die schlechtere Liquidität ebenfalls einen Anteil daran hatte, da deutlich weniger Anleihen zum Verkauf standen wie normalerweise üblich.

Trotzdem wurde die Hauptverantwortung für diesen Vorfall den Hochfrequenztradern zugeschrieben. Der Anleihekurs verzeichnete einen normalen Anstieg, denn die Nachfrage lag vor dem Flash-Crash über dem Angebot. Der steigende Kurs löste viele vordefinierte Order von Hochfrequenztradern aus, die ihre Anleihen bei einem gewinnbringenden Kurs automatisch zum Verkauf angeboten hatten. Und obwohl viele dieser Order gar nicht ausgelöst wurden, wurden sie für andere Trader sichtbar. Der Eindruck entstand, dass eine steigende Anzahl von Tradern ihre Anleihen verkaufen will. Dadurch kam es zu einer Umkehr des Kurstrends und der Kurs pendelte sich wieder auf dem geringen Kurswert ein. Dies wiederum führte zu einer Wiederholung der Ereignisse, da immer mehr algorithmische Order mit fallendem Kurs ausgelöst wurden.

Der „Great Treasury Flash Crash“ hat einmal mehr gezeigt, dass es beim Hochfrequenz- und algorithmischen Traden einzig auf das Momentum ankommt. Laut dem Bericht führte ein Hochfrequenztrader während des Flash-Crash eine Vielzahl von Trades mit einem anderen Hochfrequenztrader durch. Einige dieser Trades führte er sogar mit sich selbst durch. Die Volatilität der Kurse löste sowohl Kauf- als auch Verkaufsorder aus, was diese Entwicklung auf Grund vorprogrammierter Aufträge noch weiter verstärkte. Deshalb waren viele Hochfrequenztrader für eine grosse Anzahl von Verkäufen, als der Kurs nachgab, und Käufen, als der Kurs stieg, verantwortlich. An diesem Flash-Crash ist besonders interessant, dass sich der Crash laut den Angaben der Regulierungsbehörden von selbst bereinigte. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Ursache im algorithmischen Traden liegt und sich am Ende selbst geregelt hat.

Flash-Crash 2015: FTSE 100

Der FTSE 100-Index erlebte im September 2015 einen Flash-Crash, als sich ein plötzlicher Einbruch von 1 % ereignete. Zwar erholte sich der Index von seinem Wertverlust in Höhe von knapp 15 Billionen £ in kurzer Zeit wieder, allerdings führte der harte Kursverlust zu einer automatischen Handelsaussetzung bei den neun wichtigsten Marktteilnehmern wie HSBC und Royal Dutch Shell.

Auch hier konnte wieder kein bestimmter Anlass für dieses Ereignis gefunden werden. Im Allgemeinen wird jedoch angenommen, dass der Flash-Crash durch ein „Fat-Finger-Fehler“ in Verbindung mit einer angespannten Liquidität dafür verantwortlich war.

Flash-Crash 2015: Dow Jones (erneut)

Im August 2015 traf ein weiterer Flash-Crash den DJIA. Dieser führte zu einem Verlust des Dow von rund 1100 Punkten innerhalb von fünf Minuten an einem Handelstag. Dies führte erneut zu einer Handelsunterbrechung, da die Aktienkurse zu volatil wurden und es für die Wertpapierbörsen wiederum schwierig war, die Indizes, die diese Aktien umfassten, korrekt preislich wiederzugeben. Der S&P 500 verlor nach der Öffnung innerhalb von wenigen Minuten 5 % seines Werts, konnte sich allerdings bis zur Tagesmitte wieder weitestgehend erholen. Die Probleme wirkten sich hauptsächlich auf US-Aktien aus, die an der New York Stock Exchange (NYSE) gehandelt wurden.

Im Gegensatz zu vorherigen Flash-Crashs fing dieser ganz harmlos an. Bereits am Donnerstag und Freitag vor dem Flash-Crash kam es zu einem Abverkauf von Aktien. Am darauffolgenden Montag ereignete sich der Crash, wobei einige Anleger über das Wochenende vorsichtig wurden. Ausserdem brachen die asiatischen Märkte, die vor den US-Märkten öffnen, nach Handelsbeginn am Montag ein. Die US-Anleger traf es dann am selben Tag etwas später. Dies führte letztendlich zu einem grossen Ungleichgewicht, da die Verkaufsorder die Kauforder bei weitem in der Anzahl übertrafen und so zu einem Absacken der Kurse führte. Das fehlende Angebot und die heftige Volatilität führten dazu, dass der Handel an vielen Börsen unterbrochen wurde. Dies machte es schwierig, einen korrekten Wert für die Indizes oder die darin gelisteten börsengehandelten Fonds (ETFs) zu ermitteln.

Flash-Crash 2016: GBP/USD

Im Oktober 2016 verlor das Pfund gegenüber dem US-Dollar schwindelerregende 10 % im Übernachthandel (für Londoner-Anleger jedenfalls). Der Kurs sank von 1,26 $ auf nur noch 1,14 $. Anschliessend erholte sich der Kurs wieder und stieg in wenigen Stunden auf 1,24 $. Dieses Beispiel macht erneut deutlich, dass sich viele Wertpapiere nach solchen Verlusten aus Flash-Crashs nicht sofort wieder erholen können. Und abermals konnte keine Einzelursache identifiziert werden. Einige sind der Meinung, dass es sich hierbei um einen „Fat-Finger-Fehler“ handelt. Andere glauben an eine wesentlich interessantere Theorie, nach der das algorithmische Traden dafür verantwortlich war. Interessanterweise macht eine Vermutung den Einsatz von einem neueren, experimentelleren (und weniger präzisen) Algorithmus dafür verantwortlich, der auch bei Nachrichtenüberschriften und in den Sozialen Medien eingesetzt wird.

Der Hauptnutzen des Computereinsatzes beim Trading ist die Geschwindigkeit, mit der die Maschinen die Trades abwickeln können. Und natürlich die Tatsache, dass Maschinen handeln können, ohne Angst zu haben, dass sie menschliche Gefühle oder Emotionen verletzen. Allerdings bedeuten Spekulationen mithilfe von Algorithmen, die auf Daten basieren, die weniger schwarz und weiss sind als die Zahlen, auf denen sie normalerweise basieren, dass diese Computer versuchen, sich auf menschliche Emotionen zu stützen, die sie nicht haben. Für diesen Fall liegt eine Vermutung nahe, dass ein fehlerhafter Algorithmus auf die Aussagen von Frankreichs Präsident Francois Hollande gegenüber der britischen Premierministerin Theresa May zu einem harten Brexit reagiert hat, wodurch eine grosse Verkaufsorder platziert wurde. Dies führte zu einem Absacken des Kurses auf einen Tiefstand, woraufhin weitere vordefinierte Verkaufsorder von anderen Computern ausgelöst wurden.

Ein weiterer Grund dafür, warum ein Algorithmus zum Hauptschuldigen erklärt wird, ist die Tatsache, dass sich der Flash-Crash über Nacht ereignet hat, als nur die asiatischen Märkte, Australien und Neuseeland geöffnet waren und nicht die grossen Finanzplätze in Grossbritannien und den USA. Zudem war die Liquidität von GBP/USD niedriger als gewöhnlich, was zu verstärkten Kursbewegungen führte.

Flash-Crash 2017: Ethereum

Für diejenigen, die sich bereits in die Welt der Kryptowährungen gewagt haben, ist extreme Volatilität kein Fremdwort. Daher überrascht es nicht, dass einige Marktteilnehmer bereits während ihrer relativ kurzen Aktivitätszeit schon Flash-Crashs erlebt haben. Mitte 2017 stürzte der Kurs von Ethereum an der nun nicht mehr existierenden Börse GDAX innerhalb Sekunden von 319 $ auf lediglich 10 Cent ab. Im Gegensatz zu vielen anderen Wertpapieren nach einem Flash-Crash erholte sich Ethereum im Laufe desselben Tages vollständig und konnte zudem noch an Wert zulegen.

Zu diesem Zeitpunkt schrieb der GDAX die Ursache für den Flash-Crash einer millionenschweren Verkaufsorder zu, die dazu führte, dass der Kurs sank und Hunderte von Verkaufsordern auslöste, die zusammen zur fast vollständigen Vernichtung des gesamten Werts der Kryptowährung führten.

Flash-Crash 2017: Edelmetalle-Futures

Im Juli 2017 traf ein Flash-Crash Silber-Futures. Die im September desselben Jahres fälligen Verträge stürzten um 11 % ab, von 16,15 $ auf 14,35 $ pro Feinunze. Der Flash-Crash trat ausserhalb der Öffnungszeiten der US-amerikanischen und europäischen Märkte auf, weshalb der schwache Handel in Asien, der für eine Verschärfung der Tradingalgorithmen sorgte, dafür verantwortlich gemacht wurde.

Der Wert von Silber-Futures konnte sich innerhalb weniger Stunden wieder stabilisieren. Die CME Group, die die Nymex-Börse betreibt, gab an, dass die Märkte „wie vorgesehen funktioniert“ haben, als durch das Ereignis die „Geschwindigkeitslogik“ ausgelöst wurde. Dadurch kam es zu einem zehnsekündigen Handelstopp auf dem Markt, um die Marktliquidität wiederherzustellen.

Flash-Crash 2019: USD/JPY und AUD/USD

Einer der letzten Flash-Crash ereignete sich im Januar 2019 und hatte direkte Auswirkungen auf den Devisenmarkt. Als Auslösegrund für dieses Ereignis wird eine Mitteilung von Apple angesehen, die auf einen schwächelnden chinesischen Markt hindeutete. Daraufhin kam es unter Tradern zu einem Abverkauf von riskanteren Währungen, beispielsweise von Entwicklungsländern oder dem australischen Dollar. Für Länder wie Australien ist China einer der wichtigsten Handelspartner. Eine Verschlechterung in diesem Bereich wird von anderen Marktteilnehmern oftmals schnell wahrgenommen. Der AUD profitiert dagegen von guten Nachrichten aus China. Wenn die Anleger jedoch nervös auf die Zukunft der chinesischen Wirtschaft reagieren, retten sie sich in Asien oftmals in einen sicheren Hafen: den Yen (JPY). Als die Anleger ihr Geld massenweise in den JPY gepumpt hatten, kam es zur Auflösung des JPY Carry Trade.

Die Konsequenz war ein dramatischer Kursverfall von AUD/JPY um mehr als 7 % in wenigen Minuten. Aufgrund der Funktionsweise des Devisenmarkts wurde dadurch ein Dominoeffekt ausgelöst. Dies führte zu einer massiven Aufwertung des JPY gegenüber anderen Währungen, einschliesslich dem US-Dollar.

Dieser Flash-Crash ereignete sich, als die meisten Märkte geschlossen und die Liquidität niedrig war. Die niedrigen Handelsvolumina wurden weiterhin überbewertet, da sich das Ereignis an einem öffentlichen Feiertag in Japan ereignete.

Wie können Flash-Crashs verhindert werden?

Bei Flash-Crashs handelt es sich um ein Phänomen, das noch nicht vollständig verstanden wurde. Auch wenn es klar ist, dass menschliches Versagen oft als Auslöser gilt, können auch computergestützte Systeme zum Traden von Wertpapieren den entscheidenden Funken auslösen. Eine der Eigenschaften eines Flash-Crashs ist die starke Kursbewegung, obwohl allem Anschein nach kein wesentlicher Grund für die extrem starke Volatilität vorliegt. Darüber hinaus zeigt die unfassbar hohe Geschwindigkeit, mit der diese Crashs auftreten und danach wieder bereinigt werden, dass den Hochfrequenztradern mit ihren Algorithmen eine gewisse Mitverantwortung zugeschrieben werden kann.

Zudem scheint sich die Rolle der Algorithmus-Trader auf geschlossenen Märkten sowie bei geringer Liquidität zu verstärken. Die Tatsache, dass die meisten Computer die Trades untereinander (und mit sich selbst) durchführen, bedeutet dass ein Fat-Finger-Fehler oder ein Programmierfehler bei einem der Algorithmen oftmals weitere Algorithmen auslöst.

Das fehlende Wissen über Flash-Crashs bedeutet auch, dass wir weit davon entfernt sind, eine geeignete Lösung für dieses Problem zur Hand zu haben. Dies zeigt sich insbesondere in der Tatsache, dass diese Phänomene trotz der Massnahmen, die von den Wertpapierbörsen und anderen Institutionen ergriffen werden, auftreten. Die Reaktion der CME Group auf den Flash-Crash von Silber-Futures weist auf zwei weitere interessante Punkte hin. Zum einen benötigt man Sicherungsalgorithmen, um Tradingalgorithmen entgegenzuwirken. Das heisst allerdings auch, dass man mehr Computer für die Steuerung der Computer benötigt, die traden. Wenn zum anderen die Systeme aber ihre Funktion korrekt ausführen und sich ein Flash-Crash trotzdem ereignet, zeigt dies, dass die eingerichteten Sicherungen nur auf einen Flash-Crash reagieren (und dessen Auswirkungen minimieren) können, anstatt ihn vollständig zu verhindern. Eine der bekanntesten Massnahmen, die von Wertpapierbörsen wie die NYSE eingeführt wurden, sind Unterbrecher, die den Handel umgehend unterbrechen, wenn automatisierte Systeme das Auftreten eines Flash-Crash erkennen, bis die Kauf- und Verkaufsorder wieder im Gleichgewicht sind. Erst dann können die Tradingaktivitäten normal fortgesetzt werden.

Das Problem geht auf die Marktstruktur zurück. Die Dynamik beim Traden zwischen zwei Menschen unterscheidet sich grundlegend von der Tradingdynamik zwischen zwei Computersystemen. Bei der menschlichen Interaktion sind Emotionen und Gefühle mit im Spiel und beide Personen arbeiten nur eine bestimmte Zeit am Tag. Bei Computersystemen bestimmen im Gegensatz dazu technische Kräfte das Geschehen und ihre Arbeitszeit entspricht der Öffnungszeit des Markts. Oftmals bilden menschliche Fehler die unheilvolle Grundlage für einen Flash-Crash, aber es sind die Computer, die die Crashs dann tatsächlich auslösen, was einen Fehler beim Traden in der Beziehung zwischen Mensch und Computer darstellt.

Die schlimmsten Börsencrashs aller Zeiten


Dieses Material enthält keine Aufzeichnungen über unsere Börsenkurse oder ein Angebot oder eine Aufforderung für eine Transaktion in einem Finanzinstrument. IG Bank SA übernimmt keine Verantwortung für jegliche Verwendung, die aus diesen Kommentaren und aus daraus resultierenden Konsequenzen bestehen kann. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Angaben wird keine Gewähr übernommen. Jede Person, die darauf tätig ist, tut dies ganz auf eigene Gefahr. Die Recherche berücksichtigt nicht die spezifischen Anlageziele, die finanzielle Situation und die Bedürfnisse einer bestimmten Person, die sie erhalten kann, und ist daher als Werbemitteilung anzusehen. Obwohl es uns nicht direkt untersagt ist, im Voraus unserer Empfehlungen zu handeln, versuchen wir nicht, uns einen Vorteil aus ihnen zu verschaffen, bevor sie unseren Kunden zur Verfügung gestellt werden. Lesen Sie unseren Hinweis über die nicht-unabhängige Recherche.

Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie die Märkte handeln können

Entdecken Sie unsere Bandbreite an handelbaren Märkten und lernen Sie, wie sie funktionieren – mit dem kostenlosen Kurs „Einführung in die Finanzmärkte“ der IG Academy.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Finden Sie mittels unserer transparenten Gebührenstrukturen heraus, welche Gebühren für Ihre Trades anfallen können.

Entdecken Sie, warum sich so viele Kunden für IG Bank entscheiden und was IG zu einem weltweit führenden CFD-Anbieter macht.

Bleiben Sie mit unserem anpassbaren Wirtschaftskalender über die bevorstehenden marktbewegenden Ereignisse informiert.