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Orders, Ausführung und Hebelwirkung

Lektion 6 von 6

Margin Call

Wie bereits erläutert, müssen Sie zum Eröffnen einer hebelfinanzierten Position lediglich einen Bruchteil ihres vollen Wertes aufbringen, Ihre Verluste können jedoch viel höher als dieser Betrag liegen. Das heißt, dass Sie von Ihrem Provider bei einer nachteiligen Entwicklung der Position aufgefordert werden können, weitere Mittel nachzuschießen, um die Position zu halten.

Derartige Zahlungen müssten korrekterweise „variabler Einschuss“ oder „Nachschusszahlungen“ heißen, auch wenn sie im Allgemeinen einfach als „Margin“ bezeichnet werden. Eine Aufforderung, zusätzliche Sicherheiten zur Verfügung zu stellen, wird als Margin Call bezeichnet.

Beispiel

Angenommen, Sie kaufen 800 Aktien zu 22,00 Euro unter Einsatz eines Hebels. Der Wert Ihrer Position beträgt demzufolge 17.600 €. Der Broker fordert die Zahlung eines Ersteinschusses von 5 %, d. h. 880 €.
Der Aktienkurs fällt im Folgenden um 10 Cent auf 21,90 Euro, wodurch der Wert Ihrer Position auf 17.520 € sinkt. Infolgedessen fällt die Marginanforderung auf 5 % x 17.520 € = 876 €.
Obwohl sich die Einstiegsmargin-Anforderung verringert hat, müssen Sie nun hierzu einen laufenden Verlust von 10 Cent x 800 = 80,00 € aufschlagen, wodurch die Gesamtmarginanforderung, die erforderlich ist, um Ihre Position offen zu halten, auf 956 € steigt. Sofern Ihr Konto keinen ausreichenden Saldo aufweist, um diese Kosten zu decken, werden Sie von Ihrem Broker aufgefordert, eine sogenannte Halte-Margin bzw. fortlaufende Margin einzuzahlen. Sollten Sie die Zahlung nicht unverzüglich tätigen, wird Ihre Position u. U. reduziert oder sogar vollständig geschlossen.

Dividendenzahlungen auf Short-Positionen und Finanzierungskosten sind weitere Faktoren, durch welche Ihr Konto ins Minus rutschen kann und Sie weitere Mittel nachschießen müssen. Daher sollten Sie sich stets vor Augen halten, dass es nicht bei den Anschaffungskosten für das Eröffnen einer Position bleibt – Sie müssen ggf. über weitere Mittel verfügen, um Ihr Konto bei entsprechender Entwicklung der Position auffüllen zu können.

Entscheidung über den Einsatz eines Hebels

Sie haben festgestellt, dass beim hebelfinanzierten Handel vergleichsweise höhere Gewinne, jedoch auch relativ höhere Verluste möglich sind. Riskieren Sie dabei also mehr als beim konventionellen Handel?

In einer Hinsicht ist dies sicherlich zutreffend. Wenn Sie sich bei einem hebelfinanzierten Geschäft engagieren und dabei nur an der Bezahlbarkeit der Einstiegsmargin orientieren, nicht jedoch an Ihren Möglichkeiten, potenzielle Verluste auszugleichen, spielen Sie ohne Zweifel mit dem Feuer.

So lange Sie jedoch jede Position entsprechend ihrem vollen Wert und ihren Verlustrisiken verfolgen, ist das Risiko dabei nicht größer als beim direkten Handel. Ihre etwaigen Gewinne oder Verluste sind gleich. Der Unterschied liegt lediglich bei den dafür aufzubringenden Kosten.

Zudem gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, wie Sie mit Handelsrisiken umgehen können. Diese werden im Kurs „Planung und Risiko-Management“ erläutert.

Vorausgesetzt, Sie verstehen, wie das hebelfinanzierte Handeln funktioniert, kann dieses Werkzeug sehr nützlich sein: Sie müssen keinen großen Teil Ihres Trading-Kapitals in einem Handelsgeschäft binden, und Sie können zu einem Bruchteil der Kosten mit teuren Vermögenswerten handeln. Bei vernünftigem Einsatz kann ein Hebel das Handeln erheblich vereinfachen.

Möglichkeiten des hebelfinanzierten Handelns

Es ist eine breite Palette hebelfinanzierter Handelsprodukte auf beinahe allen vorstellbaren Märkten verfügbar und viele Händler lassen zumindest einen gewissen Grad der Hebelfinanzierung von Handelsgeschäften zu.

Der Großteil des hebelfinanzierten Handels erfolgt über Derivate: Hierbei handelt es sich um Finanzinstrumente, deren Wert sich von einem zugrunde liegenden Vermögenswert herleitet. Bei einem Derivatkontrakt sind Sie nie direkter Eigentümer des zugrunde liegenden Vermögenswertes, sondern Sie sind finanziell an seiner Wertentwicklung beteiligt.

Sie verfügen über die folgenden grundlegenden Möglichkeiten, Handelsgeschäfte mit Hebel zu tätigen:

  • Differenzkontrakte (CFDs)
    Ein CFD ist ein Kontrakt über den Austausch der Differenz aus der Wertentwicklung eines bestimmten Vermögensgegenstands vom Zeitpunkt der Eröffnung der Position bis zu ihrer Schließung.
  • Devisenhandel
    Sie können über einen Devisenmakler auf den künftigen Wert einer Währung gegenüber einer anderen spekulieren.
  • Futures
    Ein Futures-Kontrakt ist ein Vertrag über den Kauf bzw. Verkauf eines Vermögenswertes zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem konkreten, vereinbarten Preis.
  • Digital 100s
    Digital 100s sind Ja-/Nein-Handelsgeschäfte, mit denen Sie auf die Wertentwicklung eines bestimmten Finanzmarktes über einen bestimmten Zeitraum spekulieren, wobei nur zwei Ergebnisse möglich sind.
  • Optionen *
    Optionen sind Kontrakte, die für Sie das Recht, jedoch nicht die Pflicht begründen, bis zu oder an einem bestimmten Termin einen zugrunde liegenden Vermögenswert zu einem vereinbarten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.

Zusammenfassung dieser Lektion

  • Bei einer nachteiligen Entwicklung einer hebelfinanzierten Position können Sie einen Margin Call von Ihrem Broker erhalten, der Sie auffordert auf Ihr Konto eine Halte-Margin bzw. fortlaufende Margin zu leisten.
  • Das Handeln mit Hebel kann als riskanter als herkömmliche Handelsgeschäfte erachtet werden, obgleich Gewinne und Verluste in beiden Fällen gleich sind und sich nur die Einstiegsmargin bzw. Einlagen unterscheiden.
  • Der hebelfinanzierte Handel stützt sich meist auf Derivate.

* Binäre-Optionen sind nur für professionelle Anleger verfügbar.

Lektion abgeschlossen