Die Qual der Wahl – wählen Sie das passende Produkt für Sie
Einfluss der Zeit
Die Zeit ist wahrscheinlich einer der wichtigsten Aspekte, den Sie bei Trading- oder Anlageentscheidungen berücksichtigen müssen. Sie kann auch Ihr Risikoprofil beeinflussen, wie bereits in einer früheren Lektion geschildert.
Um herauszufinden, welche Produkte Ihnen helfen können, Ihre finanziellen Ziele zu erreichen, überlegen Sie sich, wann Sie Ihre Strategie umsetzen und wann Sie diese abschließen sollten.
Wie lange Sie planen Ihre Positionen zu halten, kann als Ihr „Zeithorizont“ bezeichnet werden.
Er unterscheidet sich zwischen Tradern und Anlegern und je nach Ihren Zielen können Sie auch mehrere Strategien gleichzeitig verfolgen. Wenn Sie wissen, wie Ihre Zeithorizonte aussehen, können Sie Ihre Finanzziele besser planen.
Zeithorizont für Anlagen
Für den Anlagebereich Ihres Vermögensaufbauplans wird Ihr Ziel sein Geld zu erwirtschaften, das Sie erst in ferner Zukunft auszugeben planen. An dieser Stelle können Sie beschließen Ihre einzelnen Investments mehrere Jahre lang zu halten.
Sie können Ihre Investments in drei getrennte Kategorien aufteilen: kurz-, mittel- und langfristig. Die Kategorien beruhen auf Ihren Zielen und können Ihnen bei der Wahl der für Sie passenden Produkte helfen, um Ihre Ziele zu erreichen.
Bei langfristigen Horizonten können Sie von einer Haltedauer Ihrer Anlagen von 10–20 Jahren ausgehen – vielleicht auch länger. In der Regel gehören hierzu Ersparnisse für den Ruhestand, die schon lange im Voraus eingeplant werden sollten.
Hierzu könnten Sie sich für konservativere Produkte wie Sparprodukte und Geldmarktkonten entscheiden. Auch diese garantieren jedoch nicht, dass der Wert Ihrer Anlagen steigen wird.
Schon gewusst?
Sparkonten mögen auf den ersten Blick als sichere Wahl erscheinen, aber es könnte dennoch vorkommen, dass Ihre Anlage an Wert verliert.
Wenn der Zinssatz über Ihre Verzinsung steigt, verliert Ihr Geld an Wert, auch wenn der physische Betrag steigt. Dann würde der Betrag nämlich zu langsam wachsen, um mit den Preissteigerungen für alles andere Schritt zu halten.
Eine Möglichkeit dem entgegenzuwirken, besteht in der Erweiterung Ihres Portfolios um andere Vermögenswerte wie Aktien und Anleihen.
Wenn Sie eine Anlage für eine Zeitraum zwischen drei und zehn Jahren planen, könnten Sie Ihre Aktivitäten als mittelfristig einstufen. Das könnte zum Beispiel die richtige Vorgehensweise sein, wenn Sie für die Finanzierung des Studiums Ihrer Kinder sparen.
Sie könnten Anleihen und Aktien kaufen, um Ihnen beim Erreichen dieses Ziels zu helfen, da Sie diese lange genug halten können, um von potenziellen Coupons (Zinszahlungen auf Anleihen) oder Dividenden profitieren zu können.
Kurzfristige Horizonte für Anlagen sind in der Regel weniger als drei Jahre. Vielleicht bereiten Sie sich gerade auf den Kauf einer neuen Wohnung vor oder benötigen das Geld für etwas anderes.
In diesem Fall bietet es sich für Sie an, in Produkte wie kurzlaufende Anleihen zu investieren, um auf Ihr Geld schneller wieder zugreifen zu können.
Schwierige Konjunkturbedingungen können ein Portfolio unter Druck setzen und die Chance auf Gewinn schmälern. In einigen Situationen könnte der gesamte Markt einen Abschwung erleben. Das sollte einen langfristigen Anleger jedoch nicht abschrecken, da harte Zeiten in der Regel vorübergehen, sodass ein Anlageportfolio die Chance hat sich wieder zu erholen.
Schon gewusst?
Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde deutlich sichtbar wie volatil Märkte sein können. Einige Märkte verloren innerhalb weniger Wochen mehr als ein Drittel Ihres Werts.
Zum Glück sind die Märkte auch in der Lage sich wieder zu erholen, was nach einer anfänglichen Panikphase zu beobachten war.
Es könnte ein paar Jahre dauern, bis eine Position wieder profitabel ist. Aber wenn Ihr Zeithorizont lang genug ist, könnten Sie gut aufgestellt sein, um von dieser Erholung zu profitieren.
Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass einzelne Aktien manchmal kollabieren und sich nicht erholen können. Ein diversifiziertes Portfolio mit Vermögenswerten aus unterschiedlichen Sektoren, Regionen und Aktien zu haben ist eine relativ beliebte Strategie, um Ihre Anlagen zu schützen.
Zeithorizonte für das Trading
Im Gegensatz zu langfristigen Anlegern konzentrieren sich Trader tendenziell stärker auf die kurzfristige Wertentwicklung ihrer Positionen. In diesem Fall halten Sie Ihre Position vielleicht nur wenige Minuten oder Stunden.
Sie könnten einen Trade aber auch mehrere Tage oder sogar Monate lang offen halten. Das ist von mehreren Faktoren abhängig.
Zunächst können Sie Derivate mit Hebelwirkung einsetzen, um Ihre potenziellen Gewinne kurzfristig zu steigern. Das könnte aber auch zu höheren Verlusten führen, als wenn Sie ohne ihren Einsatz am Markt teilgenommen hätten. Aber mit einer Strategie für den schnellen Ausstieg können Sie die Auswirkungen eines Verlust-Trades minimieren.
Vergessen Sie nicht: Trader müssen auf der Stuhlkante sitzen, ihre Trades genau im Blick behalten und schnelle Entscheidungen treffen, ob sie einen Gewinn mitnehmen oder aus einer Verlust bringenden Position aussteigen. Ein paar Tage abzuwarten was passiert, kann zu ernsthaften Verlusten führen oder profitable Trades in ihr Gegenteil umwandeln.
Des Weiteren müssen Sie die Trading-Kosten mit einkalkulieren. Die Übernachtfinanzierungskosten mögen gering erscheinen, aber häufen sich dennoch mit der Zeit an. Diese Kosten können den Druck unnötig erhöhen, weshalb es äußerst hilfreich ist zu verstehen welche Gebühren erhoben werden.
Zum Schluss: Auch Ihr Trading-Stil, den Sie bereits in einer früheren Lektion ermittelt haben, dürfte Ihre Zeithorizonte beeinflussen.
Wenn Sie Daytrader oder Scalper sind, werden Sie wahrscheinlich keine Positionen über das Tagesende hinaus halten. Derartige Trades werden in der Regel binnen Sekunden oder Minuten eröffnet und geschlossen.
Da Sie bestrebt sind, von geringfügigen Marktbewegungen zu profitieren, könnten Hebelprodukte Ihnen helfen, Ihre potenziellen Gewinne zu maximieren. Aber nicht vergessen − Sie können auch sämtliche Verluste vervielfachen.
Swing-, Momentum- und Positions-Trader können hingegen mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate am Markt bleiben. Wenn Ihr Stil in einer dieser Kategorien fällt, haben Sie wahrscheinlich eine längerfristige Trading-Horizonte. Einige Derivate könnten jedoch wegen der damit verbundenen Übernachtfinanzierungskosten nicht für Sie geeignet sein.
Die Verknüpfung zwischen Zeit und Risiko
Wenn Ihr Zeithorizont bis in die ferne Zukunft reicht, sind Sie weiter von Ihrer Liquidität entfernt. Das könnte höhere Gelegenheitskosten und mehr Zeit bedeuten, in der sich die Märkte zu Ihren Ungunsten bewegen können.
In anderen Worten: Die Zeit kann einen Abstand zwischen Ihnen und Ihrem Geld erzeugen und den potenziellen Wert Ihres Geldes verringern. Je länger der Zeitraum, desto größer könnte sich dieser Effekt auf den Wert Ihres Vermögens auswirken.
Wie lange Sie planen eine Position zu halten, kann ebenfalls dazu beitragen, wie viel Risiko Sie akzeptieren. Tatsache ist, je länger Ihr Zeithorizont ist, desto mehr Risiko können Sie verkraften. Ausgehend davon, dass Sie besser eine Erholung des Marktes abwarten können.
Es gibt aber auch eine gegenläufige Lehrmeinung. Sie besagt, dass man im Ruhestand eher bereit ist, mehr Risiken einzugehen. Vielleicht wegen Ihrer Erfahrung oder weil Sie weniger darauf angewiesen sind, Kapital für die Zukunft zu erwirtschaften.
Welches Risiko Sie eingehen, ist letztlich Ihre Entscheidung. Sie können bei Produkten bleiben, die sicherer erscheinen, oder diverse andere verwenden, um Ihre finanziellen Bedürfnisse zu stillen.
Vergessen Sie nicht: Sie haben die Möglichkeit, Ihre Trading- und Anlagepositionen an unterschiedlichen Terminen zu schließen. Diese haben auch Einfluss darauf, wie viel Zeit Sie aufwenden können, um Ihr Portfolio und Ihre Positionen zu beobachten.
Wenn sie langfristig anlegen, haben Sie einen Zeithorizont, der mehrere Jahrzehnte umfasst. Demnach müssen Sie Ihr Portfolio nicht so häufig überprüfen.
Ihre kurzfristigen Trades müssen Sie hingegen viel genauer unter Beobachtung halten. Kursbewegungen können binnen Sekunden auftreten und es könnten erhebliche Verluste für Ihre offenen Positionen entstehen.
Wenn Sie keine Zeit haben den Markt zu beobachten, wäre es vielleicht sinnvoller, wenn Sie sich für tendenziell langfristigere Anlagen entscheiden.
Zusammenfassung dieser Lektion
- Der Zeithorizont Ihrer einzelnen Trades und Anlagen kann sich abhängig von Ihren Zielen unterscheiden.
- Sie können mehrere Positionen mit unterschiedlichen Zeithorizonten haben.
- Produkttyp, Kosten und Trading-Stil können ebenfalls Einfluss darauf haben, wie lange Sie eine Position halten.
- Welches Risiko Sie eingehen, steht oft im Zusammenhang mit der Zeit, die Sie bereit sind auf Ihre Rendite zu warten.
- Kein Produkt garantiert Ihnen, dass Sie niemals einen Wertverlust erleiden werden, da mit jedem Trade und jeder Anlage Risiko verbunden ist.