Einführung in börsengehandelte Produkte
Wie lassen sich Wertpapiere in eine produktübergreifende Strategie einbinden?
Nachdem wir uns nun eingehend mit den Kernkonzepten von Wertpapieren beschäftigt und uns einige Beispiele angeschaut haben, ist es an der Zeit, unser erworbenes Wissen anzuwenden und uns zu überlegen, wie diese Instrumente in eine produktübergreifende Strategie eingebunden werden können.
Wertpapiere bieten Handelschancen für alle Trader – vom Neuling bis hin zu erfahrenen Marktteilnehmern, die fortgeschrittene Strategien implementieren möchten.
Wie wir gesehen haben, bieten börsengehandelte Wertpapiere zahlreiche Vorteile, von welchen vielleicht die gebotene Preistransparenz sowie der Zugang zu relevanten Informationen für alle Marktteilnehmer gleichermaßen am meisten hervorzuheben sind. Diese Vorteile können für Trader attraktiv sein, die normalerweise Optionen oder CFDs verwenden, nun aber darüber nachdenken, auf Produkte mit höherer Transparenz umzusteigen.
Dass die von uns behandelten Wertpapiere (Knock-Outs, Faktor-Optionsscheine und Optionsscheine) zudem das Risiko auf den Verlust des initialen Kapitaleinsatz begrenzen, kann attraktiv für einige Trader sein – besonders diejenigen, die von Anfang an wissen möchten, wie hoch ihr maximaler potenzieller Verlust ist.
Zudem hat, wie wir bereits skizziert haben, die Finanzkrise von 2007-2008 massive aufsichtsbehördliche Untersuchungen zu einem breiten Spektrum von Derivaten in Gang gesetzt. Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit (wie der Zusammenbruch des Nickelmarkts im März 2022) haben die Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörden für OTC-Produkte nur noch verstärkt.
Strategie-Optionen
Sie haben mehrere unterschiedliche Möglichkeiten zur Verwendung von Wertpapieren. Nachfolgend sind einige beliebte Strategien dargestellt, die von Tradern genutzt werden. Vergessen Sie nicht, dass einige Wertpapiere ein gewisses Maß an Fachwissen erfordern, sodass es wichtig ist, dies zu berücksichtigen, bevor Sie Ihre eigene Strategie formulieren.
Diversifizierung
Diversifizierung ist eine der am stärksten verbreiteten Methoden zum Schutz von Portfolios durch Trader und Anleger.
Diversifizierung bedeutet, ein breites Spektrum von Finanzanlagen und/oder -instrumenten in Ihrem Gesamtportfolio zu kombinieren, um das Exposure in einem bestimmten Vermögenswert und den damit verbundenen Risiken zu begrenzen. Dies kann beispielsweise auch durch den Kauf in- und ausländischer Vermögenswerte erfolgen, um dem geografischen Risiko zu begegnen.
Die Argumentation zugunsten der Diversifizierung lautet, dass bei erfolgreicher Umsetzung eine positive Wertentwicklung eines Teils des Portfolios eine negative Wertentwicklung des anderen Teils kompensieren kann.
Wertpapiere bieten Zugang zu einem breiten Spektrum von Vermögenswerten, darunter einzelnen Vermögenswerten oder auch Körben von Vermögenswerten. Im Unterschied zum Direktinvestment bieten Ihnen Wertpapiere die Möglichkeit, sich in Bezug auf einen Markt short oder long zu positionieren. Eine Möglichkeit zu ihrer Einbindung in Ihr Portfolio besteht etwa im Leerverkauf einer Aktie, in die Sie investiert haben, um sich gegen potenzielle Kursverluste zu schützen.
Wie wir in den vorhergehenden Lektionen gesehen haben, bieten Wertpapiere den zusätzlichen Vorteil, dank ihrer Hebelwirkung ein höheres Exposure zu geringeren Einstiegskosten zu ermöglichen. Das bedeutet, dass Sie nicht den vollen Preis eines Vermögenswerts zahlen müssen, um nach Möglichkeit von dessen Preisbewegungen zu profitieren, was einen Teil Ihres Kapitals freisetzen und Sie in die Lage versetzen könnte, mehr Positionen zu eröffnen als wenn Sie zum vollen Preis in den jeweiligen Markt investiert hätten.
Diversifizierung dient in der Regel zur langfristigen Begrenzung des Risikos eines Portfolios. Das Hauptrisiko besteht allerdings darin, dass sie die Wertentwicklung des Portfolios schmälern kann, wenn einige Anlageklassen Verluste verzeichnen, die auch den Gewinn aus anderen, steigenden Vermögenswerten schmälern.
Es ist wichtig die Wahl von Vermögenswerten zu vermeiden, die stark korreliert sind – insbesondere wenn Sie daran interessiert sind, das Marktrisiko zu mindern.
Kapitalfreisetzung
Trader, die am Zugriff auf weiteres Kapital interessiert sind, können Wertpapiere als Mittel zur „Kapitalfreisetzung“ einsetzen.
Wenn Sie zum Beispiel 10.000 € direkt in Apple-Aktien investiert haben und dieses Exposure behalten möchten, könnten Sie Ihre Aktien verkaufen und stattdessen ein Wertpapier im Wert von 2.000 € mit einem Hebelfaktor von 5 kaufen, das der Apple-Aktie folgt.
Damit würden Sie Ihr Exposure aufrechterhalten, gleichzeitig aber 8.000 € für andere Aktivitäten am Markt freisetzen.
Hedging
Hedging funktioniert ähnlich wie eine Versicherungspolice. Es kann den Wert Ihres Portfolios schützen und die Auswirkungen eines Rückgangs im Markt neutralisieren.
Wenn Sie zum Beispiel einen bestimmten Vermögenswert besitzen, aber davon ausgehen, dass dessen Wert sinken wird, könnten Sie einen gedeckten Put-Optionsschein kaufen (der Ihnen das Recht zum Verkauf des Vermögenswerts verbrieft), um die Spanne des Rückgangs abzudecken und einen kompensatorischen Gewinn zu erzielen.
Reagieren auf Ihren Marktausblick
Derivative Wertpapiere können vorteilhaft für kurzfristiges Trading sein, da sie ermöglichen, eine gehebelte Position je nach Ihrer Einschätzung, ob der zugrunde liegende Basiswert steigen oder fallen wird, einzunehmen.
Wie wir in Lektion 7 gesehen haben, könnten Sie einen Faktor-Optionsschein verwenden, um vor der Bekanntgabe von Konjunkturdaten eine Position in Bezug auf die Kursbewegungen eines Vermögenswerts einzurichten. Wenn Ihr Ausblick korrekt war, würde die Hebelwirkung Ihre Gewinne verstärken. Falls nicht, verlieren Sie den Betrag Ihres initialen Kapitaleinsatzes, jedoch nicht mehr.
Bedenken Sie jedoch: Wenn Sie eine große Position eröffnet haben, könnte der Verlust Ihres gesamten Kapitaleinsatzes erhebliche Auswirkungen auf Ihr Portfolio haben. Mit Stop-Loss-Orders können Sie steuern, welchen Kapitalbetrag Sie zu verlieren bereit sind.
Starke Markttrends optimal nutzen
Gehebelte Wertpapiere können zudem sinnvoll sein, um starke Markttrends zu nutzen und damit dazu beizutragen die Renditen zu vervielfachen.
Nehmen wir zum Beispiel an, Sie wollen mit der XYZ plc. handeln. Diese hat wegen ständig wechselnder Anlegerstimmung und Unsicherheit über ihre Zukunft erhebliche Kursschwankungen erlebt. Sie finden daher, dass damit die Chance gegeben ist, technische Indikatoren zu verwenden, um diese Bewegungen zu verfolgen und einen Trend herauszufinden.
Sie verwenden ein Zeichenwerkzeug, um Trendlinien zu markieren und Muster in den Schwankungen zu finden. Einige Märkte tendieren zu Bewegungen in Mustern, bei denen der Preis mehrmals zwischen denselben Höchst- und Tiefstständen pendelt. Das könnte es leichter machen, Unterstützungs- und Widerstandsniveaus zu finden.
Schon gewusst?
Unterstützungs- und Widerstandsniveaus gelten häufig als die Eckbausteine einer technischen Analyse, da Sie Tradern helfen können vorherzusagen, wie sich ein Markt bewegen könnte, wobei einige Trader ausschließlich diesen Indikator verwenden, um eine Position am Markt einzugehen.
Das Widerstandsniveau ist die Obergrenze, die der Kurs lange nicht durchbricht, und das Unterstützungsniveau die Untergrenze, unter die der Kurs längere Zeit nicht sinkt.
Wenn Sie feststellen, dass der Markt wiederholt das Unterstützungsniveau durchbricht, bevor er ein neues Unterstützungs- und Widerstandsmuster herausbildet, könnten Sie einen Short-Faktor-Optionsschein kaufen, um vom nächsten prognostizierten Abwärtstrend zu profitieren. Umgekehrt könnten Sie einen Long-Faktor-Optionsschein kaufen, wenn Sie finden, dass er an bestimmten Punkten wiederholt über das Widerstandsniveau ansteigt.
Wichtig ist zu beachten, dass bei Turbulenzen am Markt gleich aus welchem Grund die damit verbundene Unsicherheit natürlich zu einem Anstieg der Volatilität führen wird. Technische Indikatoren sollten daher nicht als ausfallsichere Trading-Methode betrachtet werden, sondern eher als Hinweis, in welche Richtung sich ein Markt bewegen könnte.
Verstärkte Volatilität bedeutet ein höheres Risiko für gehebelte Produkte, da starke Marktschwankungen Verluste verstärken können. Dasselbe gilt für Anlagen – ein Wertverlust könnte den Wert Ihres Aktienbestands erheblich beeinträchtigen, und einige Märkte erholen sich nach einem Abschwung nicht mehr.
Zusammenfassung dieser Lektion
- Wertpapiere bieten Exposure in einem breiten Spektrum von Vermögenswerten zu einem Bruchteil des Preises, den Sie zahlen würden, wenn Sie den eigentlichen Basiswert kaufen oder verkaufen würden.
- Tradern steht ein umfangreiches Sortiment an Wertpapieren zur Verfügung, das sie zur Diversifizierung ihres Portfolios verwenden können
- Sie können in Ihren Anlagen gebundenes Kapital mithilfe von Wertpapieren freisetzen und damit die Erweiterung Ihres Portfolios unterstützen
- Diese Instrumente können für Hedging verwendet werden, falls Bedenken bezüglich eines Marktumschwungs bestehen
- Wertpapiere können für Intraday-Trading geeignet sein
- Sie können mit diesen Produkten Renditen in Perioden starker Markttrends vervielfachen.
-
1
Was sind börsengehandelte Produkte?
5 Min -
2
Wichtige Begriffe für den Bereich Wertpapiere
5 Min -
3
Unterschiede: OTC- & Wertpapier-Trading
6 Min -
4
Hebelwirkung bei Wertpapieren
5 Min -
5
Was spricht für das Trading mit Wertpapieren?
5 Min -
6
Was sind Faktor-Optionsscheine?
6 min -
7
Was sind Optionsscheine?
8 min -
8
Wertpapiere und Strategien
5 min -
9
Kosten & Risiken bei Wertpapieren
5 min -
Quiz
10 Fragen