IG Kunden-Sentiment Report

Einleitung und Erhebungsmethode

Der IG Kunden-Sentiment Report ist eine halbjährliche Untersuchung der Kernmärkte der IG Group, die darauf abzielt, die Stimmung, das Vertrauensniveau und die Sorgen der Kunden zu verstehen, indem sie ihre finanziellen Ziele, Ambitionen, Finanzmärkte, Portfolio-Performance und zukünftigen Handelsabsichten untersucht.

Die jüngste Umfrage – die fünfte in dieser Reihe – wurde zwischen dem 4. Dezember 2023 und dem 20. Dezember 2023 mit 2.750 IG-Kunden aus Deutschland, Australien, Singapur, Japan und Großbritannien durchgeführt.

Die wichtigsten Highlights des IG Kunden-Sentiment Reports

• Die Mehrheit (76 %) von IG’s Privatanlegern und -händlern in Deutschland ist besorgt über die Lebenshaltungskostenkrise. Trotzdem gaben lediglich 4 % der befragten Kunden an, dass sie ihren Börsenhandel einschränken wollen, und nur 6 % planen, ihre Investitionen zu reduzieren.
  
• Im Vergleich zum Juni 2023 sind die deutschen IG-Kunden zunehmend besorgt über den Zustand ihrer Wirtschaft.
• Geopolitische Konflikte und Kriege (55 %) sind nun die Hauptsorge aller Befragten, gefolgt von Rezession (46 %) und Inflation (45 %).
  
• 62 % der deutschen IG-Kunden nannten das „Streben nach finanzieller Freiheit" als ihr wichtigstes finanzielles Ziel, gefolgt vom „Sparen für den Ruhestand" (45 %).
  
• Was die sektoralen Aussichten betrifft, so glauben 28 % der befragten IG-Kunden in Deutschland, dass „Halbleiter und Halbleiterausrüstung" (29 %) in den nächsten sechs Monaten das größte Wachstum verzeichnen werden, gefolgt von „Software und Dienstleistungen" (27 %) und „Technologie-Hardware und Ausrüstung" (27 %).
  

Reichen Sorgen über die Lebenshaltungskostenkrise aus, um den Handel zu stoppen?

76 % der Teilnehmer an der deutschen Umfrage gaben an, dass sie über die anhaltende Lebenshaltungskostenkrise besorgt sind, was größtenteils auf die steigenden Preise für Haushalte, Verkehrsmittel und Güter des täglichen Bedarfs zurückzuführen ist. Im Vergleich zum Juni 2023 (79 %) sind die deutschen Kunden jedoch etwas weniger besorgt.

Diese anhaltenden Sorgen spiegeln die deutsche Wirtschaftsleistung wider, welche 2023 leicht zurück ging. Preisbereinigt sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 %.

Der Energiepreis stabilisierte sich auf einem hohen Niveau. Die gestiegenen Energiepreise wirkten sich negativ auf die Wirtschaft aus, besonders auf Industriezweige mit hohem Energiebedarf. Staatskonsum und Bauinvestitionen gingen zurück.

Der Arbeitsmarkt profitierte von einem Zuwachs an Erwerbstätigen und erreichte einen Höchststand von 45,9 Millionen. Die Durchschnittslöhne stiegen um 6,1 %. Im internationalen Vergleich fiel Deutschland zurück, anders als in anderen Standorten stieg die Wirtschaftsleistung seit 2019 lediglich um 0,7 %.¹

Geopolitische Konflikte, Rezessionsängste und Inflation sind mit 55 %, 46 % bzw. 45 % der Antworten die drei Hauptbereiche, die den befragten IG-Kunden global hinsichtlich der Anlageperformance Sorgen bereiten. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 beeinträchtigen der Krieg und seine Folgen das Leben in Europa. Versorgungsengpässe und steigende Energiekosten waren nur einige der wirtschaftlichen Nachwirkungen.

Während der Krieg in der Ukraine anhält, verschärft sich seit Oktober 2023 der Konflikt zwischen der Hamas und Israel. Die relativ stabilen Zahlen der befragten IG-Kunden in Deutschland könnte darauf hindeuten, dass sich die Kunden auf die geopolitische Instabilität der letzten Jahre eingestellt haben. Im Jahr 2024 stehen zahlreiche wichtige Wahlen an, insbesondere die EU-Parlamentswahlen und die Präsidentschaftswahlen in den USA. Ihre Ergebnisse werden stark beeinflussen, wie die aktuellen Konflikte weitergehen. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat bereits angekündigt, im Falle seines Wahlsiegs die Mittel für die Ukraine zu kürzen.

In Anbetracht dieser Bedenken gaben 51 % der befragten IG-Kunden in Deutschland an, dass sie ihre Ausgaben für „Luxusgüter" wahrscheinlich einschränken werden, weitere 27 % planen, weniger für „Kleidung" auszugeben, und 24 % wollen ihre Ausgaben für „Schönheitsdienstleistungen" senken.

Interessanterweise gaben nur 4 % bzw. 6 % der Kunden an, dass sie ihre Ausgaben für „Handel" bzw. „Investitionen" kürzen werden.

Überraschenderweise haben 36 % der Befragten nicht die Absicht, ihre Ausgaben zu kürzen, obwohl die externen Marktfaktoren Anlass zur Sorge geben.

Was sind die wichtigsten finanziellen Ziele von deutschen Tradern?

In der jüngsten Umfrage wurden auch die Finanz- und Lebensziele ermittelt, auf die Trader derzeit hinarbeiten.

In Deutschland sind „Finanzielle Freiheit" (62 %), „Für den Ruhestand sparen/finanzieren" (45 %) und „Rücklagen für schlechte Zeiten aufbauen" (30 %) die drei wichtigsten Ziele. Diese lagen noch vor dem „Sparen für die Gesundheits-/Sozialfürsorge" (11 %) und dem „Kauf einer Anlageimmobilie" (9 %).

Das Augenmerk auf finanzieller Sicherheit und einer Vorsorge für den Ruhestand überrascht nicht. Seit 2012 wurde das Renteneintrittsalter stufenweise angehoben und erreicht 2031 das Alter von 67 Jahren.²

Mit den gestiegenen Lebenshaltungskoten erhöhte sich auch das Existenzminimum. Dieses wurde seit 2022 um 1.257 € auf 11.604 € im Jahr 2024 angehoben.³

Die Zahlen waren in der gesamten IG-Gruppe ähnlich, wobei „Finanzielle Freiheit " (55 %) und „Für den Ruhestand sparen/finanzieren" (48 %) als die beiden wichtigsten Finanz- und Lebensstilziele der befragten IG-Kunden weltweit genannt wurden.

Welchen Branchen wird in den nächsten sechs Monaten das größte Wachstum vorausgesagt?

Wir haben IG-Kunden gefragt, welche Branchen ihrer Meinung nach in den nächsten sechs Monaten am stärksten wachsen werden. In Deutschland waren „Halbleiter und Halbleiterausrüstungen” mit 29 % etwas beliebter bei den Kunden, während „Software und Dienstleistungen” sowie „Technologie, Hardware und Ausrüstungen” mit 27 % den zweiten Platz belegten.

Weltweit lag der „Energiesektor” mit 29 % der Kunden, die ihn als vielversprechendsten Sektor bezeichneten, an erster Stelle. „Halbleiter und Ausrüstungen” folgten mit 25 % und „Technologie, Hardware und Ausrüstungen” mit 24 % an dritter Stelle.

Diese Sektoren stellen potenzielle Chancen für Händler dar, die aktiv von den neuesten Markttrends und -entwicklungen profitieren wollen.

Den Fortschritt antreiben: Die schnelle Expansion des Halbleitersektors

Die Halbleiterindustrie spielt eine wesentliche Rolle für die Funktionalität von Geräten des täglichen Lebens und wird für die Technologien der Zukunft weiterhin von entscheidender Bedeutung sein. Von der Stromversorgung unserer Telefone und Autos über medizinische Geräte bis hin zu innovativen neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) sind Halbleiter das Herzstück aller elektronischen Geräte.

Zahlreiche Investitionen und Fördermaßnahmen haben dazu beigetragen, Sachsen als einen der wichtigsten Halbleiterstandorte in Europa zu festigen. Der deutsche Halbleiterhersteller Infineon ist mit einem Umsatz von über 15 Mrd. € führend auf dem nationalen Markt.⁴ Bisher war der europäische Markt abhängig von Halbleiterstellern aus dem asiatischen Raum. Mit dem „Chips Act“ der Europäischen Kommission soll dies nun geändert werden. Bis 2030 sollen über 43 Mrd. € in die Chipindustrie fließen und den Anteil an der weltweiten Chipproduktion von 10 auf 20 % verdoppeln.⁵

Für den Wirtschaftsstandort Deutschland wird in der Zukunft die Halbleiterindustrie eine wichtige Rolle spielen. Die Bundesrepublik nimmt dabei eigenes Geld in die Hand, um den Standort für die Zukunft vorzubereiten. Die Ansiedlung von großen Playern wie Intel oder TSMC in Magdeburg und Dresden sind auch eine Bestätigung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Salah-Eddine Bouhmidi, Head of Markets bei IG

Im Jahr 2023 haben künstliche Intelligenz (KI) und die Einführung von Chatbots wie Chat GPT, die auf umfangreichen Sprachmodellen basieren, in den meisten Branchen eine transformative Rolle gespielt. Allerdings ist der Einsatz von KI unter Tradern und Anlegern in der gesamten IG-Gruppe gering. Deutschland hat mit 16 % den höchsten Prozentsatz der Nutzung und liegt damit 4 % über dem weltweiten Durchschnitt.

Unternehmen, die interessant werden könnten: TSMC & Intel

TSMC

TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) ist ein weltweit führendes Unternehmen in der Halbleiterfertigung. Die Firma spielt eine herausragende Rolle in der Elektronikindustrie, indem sie hochmoderne Chips und Halbleiterprodukte herstellt. Im Dezember 2023 erwirtschaftete TSMC 176,3 Mrd. $ (163,45 Mrd. €). Durch ihre fortschrittlichen Fertigungstechnologien und ihre strategische Position in der Lieferkette hat TSMC einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung von Technologien und elektronischen Geräten. Mit einer beeindruckenden Expertise und einer globalen Präsenz bleibt TSMC ein maßgeblicher Akteur in der Halbleiterbranche.

Intel

Intel ist ein global führender Hersteller von Mikroprozessoren und Halbleiterprodukten. Als Martktführer hat Intel einen Anteil von 9,1% am Marktumsatz in der Halbleiterindustrie und erwirtschaftete 2023 insgesamt 54 Mrd. $ (50,07 Mrd. €).

Die Firma spielt eine zentrale Rolle in der IT-Branche, indem sie innovative Technologien für Computer und Datenzentren entwickelt. Durch ihre Präsenz in verschiedenen technologischen Bereichen hat Intel einen bedeutenden Einfluss auf die Hardware-Industrie. Mit einer langen Geschichte der technologischen Führung bleibt Intel ein zentraler Akteur, der die Entwicklung von Computern und anderen elektronischen Geräten maßgeblich beeinflusst.

Energie für die Zukunft: Der wachstumsstarke Energiesektor

Der Energiesektor wird von 29 % der befragten IG-Tradern weltweit als der Bereich mit dem größten Wachstumspotenzial angesehen.

Im 3. Quartal 2023 wurden in Deutschland 94,2 Mrd. Kilowattstunden Strom erzeugt und in das Netz eingespeist. Das war ein Fünftel weniger (20,3 %) als im Vorjahr. Die zwei Hauptgründe dafür könnten der geringere Strombedarf infolge der konjunkturellen Abschwächung in den energieintensiven Industriezweigen, sowie der vermehrte Import von Strom aus dem Ausland sein.

Der Anteil von aus erneuerbaren Energien gewonnenem Strom steigerte sich in demselben Zeitraum um 8,1 % auf 60,2 % des insgesamt erzeugten Stroms. Die Erzeugung aus konventionellen Energieträgern sank hingegen.⁶

Unternehmen, die interessant werden könnten: Tesla & BP

Das 2003 gegründete Unternehmen Tesla ist 2024 der größte Hersteller von Elektrofahrzeugen und übertrifft die Marktkapitalisierung seines nächsten Konkurrenten um das 20-fache. Das Unternehmen bietet auch stationäre Batteriespeicher für den Heimgebrauch und andere nachhaltige Energielösungen wie Solarprodukte an.

Das Unternehmen ist bekannt für seine Innovationen im Bereich der Elektromobilität und hat mit seinen Fahrzeugen Model S, Model 3, Model X und Model Y die Wahrnehmung der Elektromobilität durch die Verbraucher verändert.

BP wurde 1909 gegründet und ist ein globaler Energieriese, der in der gesamten Öl- und Gasversorgungskette in über 70 Ländern tätig ist. Das Unternehmen setzt auch auf erneuerbare Energien und investiert in Windkraft, Solarenergie und Biokraftstoffe, behält aber gleichzeitig die traditionellen fossilen Brennstoffe bei.

Trotz der Herausforderungen hat sich die Aktie des Unternehmens, die unter dem Namen BP gehandelt wird, als widerstandsfähig erwiesen, was die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens an die Veränderungen in der Energielandschaft widerspiegelt. Im dritten Quartal 2023 meldete BP einen Gewinn von 4,2 Mrd. £ (~4,91 Mrd. €) und eine Nettoverschuldung von 22,3 %.

Software & Dienstleistungen: Führend in Wachstum und Innovation

Die Informations- und Kommunikationsbranche verzeichnete 2023 mit 2,6 % das größte Wachstum innerhalb der deutschen Wirtschaft.⁷ Rund 35,5 Mrd. € wurden im Jahr 2022 in Deutschland mit Softwareprodukten umgesetzt – ein neuer Rekordwert. Im gleichen Jahr setzte die Branche rund 45,7 Mrd. € mit IT-Dienstleistungen um, wobei eine Fortsetzung des Wachstums auch über das Jahr 2024 hinaus erwartet wird.⁸

Die Software-Aktien wie beispielsweise SAP gehören zum europäischen Technologiesektor. Und gerade dieser Wirtschaftsbereich hat in den zurückliegenden sechs Monaten unter den stark steigenden Zinsen gelitten. Und vor allem in jüngster Zeit sind die Renditen am Anleihemarkt weiter kräftig angezogen. Im Augenblick sieht es nach weiter anziehenden Renditen aus. Diese könnten die Softwareaktien erneut unter Druck setzen.

Christian Henke - Senior Marktanalyst bei IG

Unternehmen, die interessant werden könnten: Adobe & SAP

Adobe

Adobe ist ein weltweit führendes Softwareunternehmen, bekannt für seine kreative Software-Suite, darunter Photoshop und Premiere Pro. Die Firma hat sich einen festen Platz in der digitalen Kreativtechnologie erarbeitet und verzeichnete im Jahr 2023 einen Umsatz von 19,41 Mrd $ (18 Mrd €). Mit ständigen Innovationen und einer breiten Kundenbasis bleibt Adobe ein bedeutender Akteur im Bereich der Grafikdesign- und Medienproduktionssoftware.

SAP

SAP ist ein weltweit führender Anbieter von Unternehmenssoftware-Lösungen, spezialisiert auf ERP-Systeme und Geschäftsprozessoptimierung. Die Firma bietet eine breite Palette von Softwareprodukten an, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre operativen Abläufe effizienter zu gestalten. 2023 erreichte SAP einen Umsatz von 31,2 Mrd. €. Mit einem globalen Kundenstamm und kontinuierlichen Innovationen bleibt SAP ein Schlüsselakteur im Bereich der Unternehmenssoftware.

Zusammenfassung

Im Rahmen der Kunden-Sentiment Reports von IG haben unsere Trader drei Branchen identifiziert, in denen sie Potenzial sehen: den Energiemarkt, die Halbleiterindustrie und der Software- und Dienstleistungssektor.

Künstliche Intelligenz und der Klimawandel waren zwei der bestimmenden Themen des Jahres 2023. Und es ist unwahrscheinlich, dass ihre Bedeutung im Jahr 2024 abnehmen zunehmen wird.

Die drei identifizierten Branchen spiegeln dies wider und werden in den kommenden Monaten sehr wahrscheinlich interessant bleiben.

Quellen

^{1 Microsoft Word - Statement_PK_BIP_2023_final.docx (destatis.de)
2 Der Rentenbeginn hängt von der genauen Art der Altersrente ab | Wann kann ich in Rente gehen? | Deutsche Rentenversicherung (deutsche-rentenversicherung.de)
3 Bundesfinanzministerium - Sie haben was gut. Weniger Steuern.
4 Statistiken zur Halbleiterindustrie | Statista
5 Statistiken zur Halbleiterindustrie | Statista
6 Energieerzeugung - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
7 Microsoft Word - Statement_PK_BIP_2023_final.docx (destatis.de)
8 Statistiken zur IT-Branche Deutschland | Statista}