Wann ist die Jahresendrally?
Interessanterweise gibt es keinen bestimmten Zeitpunkt, wann die Jahresendrally stattfindet. Die richtige Stimmung der Rally zeigt sich gegen Mitte Dezember.
Verschiedene Quellen, mit verschiedenen Angaben, wie z.B. eine Quelle meint, dass diese Weihnachtsrally im DAX am 13. Dezember beginnt und am 2. Januar des darauffolgenden Jahres endet. Andere deuten auf einen Beginn in der Woche vor Weihnachten.
Wir, bei IG, haben entschieden, unsere eigene Analyse, für die Zeitperiode zwischen 1986-2015 sowie für die Indizes FTSE und S&P500, durchzuführen. Die größten Anstiege beider Indizes fanden vom 14. Bis zum 16. Dezember statt.
Insgesamt wurde eine durchschnittliche jährliche Rendite von 2,53 % und eine positive Rendite in 87 % der Zeit erzielt. Im Gegensatz dazu führten Investitionen in der ersten Monatshälfte zu einem durchschnittlichen Verlust von -0,23 %.
Zwar ist dieses Phänomen am Aktienmarkt nicht neu, dennoch stellt sich jedes Jahr die Frage, ob eine Jahresendrally wieder dieses Jahr stattfindet. Es kann früher als geplant anfangen, später oder sogar gar nicht.
DAX Jahresendrally 2018
So viel ist klar, Saisonalitäten sind nicht in Stein gemeisselt. Insbesondere das zu Ende gehende Jahr, war ein gutes Beispiel dafür. So hat sich die auf Saisonalitäten beziehende Börsenweisheit, „sell in May and go away“, bisher im US Aktienmarkt nicht ausgezahlt. Im DAX wäre diese Weisheit jedoch zunächst voll zum Tragen gekommen. Denn nach einer anfänglichen Erholung zwischen März und Juni, brach das deutsche Börsenbarometer ein und verlor danach in der Spitze über 16 %. Allerdings heisst es auch immer, man sollte im September wieder in den Markt zurückkehren. Doch auch hier machte der Index kaum Anstalten einer nachhaltigen Erholung. Saisonalitäten sind daher auch immer mit Vorsicht oder zumindest einer gewissen Erfahrung zu betrachten.
Kommt die Aktien Jahresendrally trotzdem?
Nichtdestotrotz, könnte sich eine leichte Jahresendrally, nach der überaus schwachen Phase zuvor, ereignen. Dafür gibt es einige Gründe. Zum einen dürfte die Aktien Jahresendrally, historisch betrachtet, die stärkste saisonale Phase darstellen und wäre damit die am wahrscheinlichsten von allen saisonal starken Phasen eines Jahres. Hervorgerufen wird diese in der Regel durch einen erwarteten höheren Umsatz der Unternehmen während der Weihnachtssaison, neuen Vertragsabschlüssen – dem sogenannten „Window-Dressing“ der Unternehmen, das dafür sorgen soll, dass der Bilanzjahresabschluss eine gute Performance aufweist – und zu guter Letzt der erhöhten Nachfrage der institutionellen Investoren nach Aktienwerten.
Insbesondere der letzte Faktor tritt jedoch sehr oft dann ein, wenn der gesamte Aktienmarkt in einem Jahr gestiegen war. Warum? Weil professionelle Investoren eine gewisse Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt (Index) erreichen wollen. Sie kaufen sich dann in gut laufende Werte ein und schieben die Nachfrage zusätzlich an. Andererseits, fällt der Markt im Laufe des Jahres, könnten Investoren entweder den Markt bereits geschlagen haben oder aber es sind kaum noch Werte vorhanden, die besser als der Markt laufen, abhängig von der aktuellen Marktbreite. Aktuell könnten wir tatsächlich, bezogen auf den DAX, eher den zweiten Fall vor uns haben, denn der Index hat seit Beginn des Jahres, bis dato, einen Verlust von 11,97 % erlitten.
Jahresendrally traden
Eine Erholungsphase könnte dennoch zumindest kurzfristig erfolgen. Die Jahresendrally traden könnte man in diesem Fall ebenso, auch wenn das Upside-Potential mit hoher Wahrscheinlichkeit, unter Berücksichtigung der aktuellen fundamentalen Umstände, eher begrenzt bleiben dürfte. Unter anderem würde das Potential der Rally womöglich davon abhängen, ob sich einige der Problemfelder, wie etwa der Handelskonflikt zwischen den USA und China, noch zum Guten abwenden lassen. Danach sieht es derzeit aber nicht aus.
Die Jahresendrally 2018 könnte auf charttechnischer Basis eventuell dann bestätigt werden, sofern der DAX zunächst die Kurszone bei 11.500 Punkten auf Wochenschlusskursbasis überwindet. Wie die DAX Chartanalyse unten deutlich macht, befindet sich in dieser Zone ein technischer Kreuzwiderstand. Sollte diese Zone überwunden werden, bestünde eventuell weiteres Upside-Potential. Können andere Märkte, wie etwa die in den USA oder in China, ebenfalls Stabilität zur gleichen Zeit aufweisen, könnten die beiden gleitenden Durchschnitte (52,100-Wochen) angesteuert werden. Diese verlaufen aktuell bei zirka 12.400 Punkten.
Selbst wenn der Index es schafft diese Niveaus anzusteuern, wäre es nach dem straken Verfall in diesem Jahr, bereits als eine passable Aktien Jahresendrally zu bewerten. Spätestens dort könnte die Luft dann aber langsam dünn werden. Dieses Szenario ist jedoch, wie bereits oben erwähnt, derzeit eher unwahrscheinlich. Weil zum einen das „Window-Dressing“ der professionellen Investoren ausbleiben könnte sowie die politischen und konjunkturellen Probleme weiterhin Bestand haben.