Volatilitätshandel erklärt
Die Marktvolatilität ist für die Rentabilität der Trader von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund ist es wichtig, zu verstehen, inwieweit die Volatilität relevant ist und wie auf sie gehandelt werden kann.
Was ist Volatilitätshandel?
Volatilitätshandel unterscheidet sich von den meisten anderen Formen des Tradings, denn er stellt keinen Markt an sich dar, sondern das Derivat eines anderen Marktes. Der beliebteste Volatilitätsmarkt ist der Volatility Index (VIX), ein Index, der von der Chicago Board Options Exchange (CBOE) erstellt wurde, um die erwartete Volatilität des US-amerikanischen S&P 500-Marktes wiederzugeben.
Laut der CBOE selbst „schätzt der VIX die erwartete Volatilität, indem die gewichteten Preise der Puts und Calls des S&P 500s (SPXSM) über ein breites Spektrum an Ausübungspreisen zusammengefasst werden. Genauer gesagt sind die Preise, die genutzt werden, um die VIX-Werte zu ermitteln, Mittelpunkte von Echtzeit-SPX-Options-Geldkurs/Briefkurs-Angeboten.“
Im Wesentlichen geben Trader, die mit VIX spekulieren, Ihre Meinung zur erwarteten Volatilität am US-Aktienmarkt ab. In der Vergangenheit wurde der VIX auch als „Angstbarometer“ bezeichnet, bei dem höhere Werte erwarteter Volatilität auf erhöhte Marktunsicherheit hinwiesen. Beachtenswert ist auch, dass der VIX historisch betrachtet nur dann extrem hohe Levels erreicht hat, wenn wirtschaftliche Probleme aufgetreten sind, wie es 2008 mit der Finanzkrise der Fall war.
Wie wird Volatilität gehandelt?
Es gibt zwei Wege, um Volatilität zu handeln. Erstens: Sie können ein Volatilitätsprodukt wie den VIX handeln. Zweitens: Sie können die Volatilität an den Finanzmärkten aufsuchen, an denen Trader diese schnelllebigen und renditestarken Marktbewegungen handeln wollen.
VIX-Volatilitätsindex
Beim Handel des VIX geht es hauptsächlich um Ihre Einschätzung der bevorstehenden wirtschaftlichen Entwicklungen und/oder der politischen Instabilität. Wird die wirtschaftliche Stärke berücksichtigt, die während der Präsidentschaft Donald Trumps die meiste Zeit zu Tage tritt, dann überrascht es nicht, dass die anfänglichen Ängste seit seiner Amtsübernahme Stück für Stück abgenommen haben.
Zum Jahreswechsel 2018/2019 begann der VIX allerdings, stärkere Zugewinne zu generieren. Dieses Ereignis bietet eine gute Gelegenheit, alle Faktoren für einen möglichen starken und nachhaltigen Anstieg des VIX in Betracht zu ziehen.
Als Erstes fällt auf, dass Unsicherheit über die zukünftige Wirtschaftsstabilität der USA zugenommen hat, wie an der Inversion der Ertragskurve zu sehen ist. Eine flache oder invertierte Ertragskurve kennzeichnet eine Umgebung, in der Trader ein wenig ängstlich in die Zukunft, wenn nicht sogar auf das aktuelle Bild, schauen.
Welche sind die volatilsten Märkte?
Es gibt mehrere Wege, um nach Volatilität an den Finanzmärkten zu suchen. Einige Märkte erleben von Natur aus höhere durchschnittliche Tagesbewegungen, wenn sie im Kern untersucht werden, während sich andere nur um wenige Punkte pro Tag verändern.
Der Dow
Ein perfektes Beispiel dafür ist der Dow Jones-Index, verglichen mit dem S&P 500. Betrachtet man den relativen Wert des jeweiligen Marktes, ergibt es Sinn, dass Trader beim Dow Jones wesentlich grössere Bewegungen in Punkten und Ticks sehen – derzeit ungefähr 23 000. Im Vergleich dazu sind es beim S&P 500 aktuell nur ungefähr 2500.
Der DAX
Das ist ein Hauptgrund dafür, dass der DAX selbst im Vereinigten Königreich ein beliebterer Markt für Trader als der FTSE 100 ist. In Bezug auf die Indexbewertung ist der FTSE 100 ungefähr 55 % kleiner als der DAX. Diese beiden Märkte bilden aber auch ein gutes Beispiel für zwei Märkte, die typischerweise äusserst verschiedene Werte in Bezug auf Volatilität aufweisen, welche die Unterschiede der Indexbewertung noch übertrifft.
Der wöchentliche 14-periodige Durchschnitt der True Range (Average True Range, ATR) – eines Volatilitäts-Indikators – erreichte bei FTSE 100 sein Hoch von 280 Anfang 2016, während der Wert beim DAX zur gleichen Zeit bei 600 lag. Das bedeutet, dass während der DAX um 55 % höher bewertet als der FTSE 100 ist, sehen wir in Wirklichkeit Preisschwankungen, die normalerweise von einem Markt erwartet werden könnten, der 114 % grösser ist.
Wie wird Volatilität berechnet?
Das oben genannte Beispiel zeigt einen der beliebteren Volatilitäts-Indikatoren. Der ATR bietet einen Anhaltspunkt der durchschnittlichen Preisspanne, meistens von 14 Perioden eines gegebenen Zeitrahmens. Selbstverständlich können Trader diesen Standardwert auch anpassen, um kurzfristigere oder langfristigere Durchschnitte widerzuspiegeln. Wenn Sie zum Beispiel einen Ein-Tages-ATR nutzen, wird dieser Ihnen die Spanne für jeden Handelstag zeigen.
Wenn Sie dagegen einen 14-Wochen-ATR nutzen, wird dieser Ihnen weniger einen Eindruck über die Bewegungen einzelner Tagen geben, sondern viel mehr einen Eindruck darüber, wie der Durchschnitt über die letzten drei Monate war. Die Nutzung des ATR ist hilfreich, da er die Volatilität in einen historischen Kontext einordnet. So können Trader ein Verständnis dafür entwickeln, ob die aktuelle Spanne normal oder untypisch ist.
Ein gutes Mittel, um die Nützlichkeit des ATR hervorzuheben, ist ein Vergleich von zwei ähnlichen Märkten. Der Dow Jones und der DAX werden üblicherweise aufgrund ihrer überdimensionierten Marktbewegungen ausgewählt. Trotzdem sehen wir, wie der ATR deutlich zeigt, eine signifikante Verschiebung während der Präsidentschaft Trumps. Im Jahr 2014 hatte der DAX ein wöchentliches ATR-Hoch von 390, der Dow Jones-ATR gipfelte hingegen in einem Wert von 420. Während sich die Volatilität des Dow Jones zwar marginal höher gestaltete, war es kein besonders erheblicher Wert, der Handelsaktivitäten bestimmen würde. Heutzutage liegt der ATR des Dow Jones bei über 1000, während der Wert für den DAX näher an 450 ist. Deshalb ergibt es für einen Volatilitäts-Trader Sinn, eher auf den US-Index anstatt auf den deutschen Markt zu schauen.
Handelsstrategien für Volatilität
Der Handel von volatilen Märkten bedarf sicherlich einer anderen Herangehensweise als der Handel von VIX.
Handelsstrategien für VIX-Volatilität
Der Handel von VIX basiert stark auf der Analyse des sich ergebenden politischen und wirtschaftlichen Gesamtbildes. Gewinne des VIX sind typischerweise auf die globale Instabilität zurückzuführen, was sich auch auf den alternativen Märkten widerspiegelt. Beispiele dafür sind unter anderem die Ertragskurve und der Wert von sicheren Anlagegegenständen.
Insbesondere die Ertragskurve kann sich als überaus wertvoll für VIX-Trader herausstellen, da fallende langfristige Erträge und steigende kurzfristige Erträge synonym für die wachsende Angst innerhalb der Märkte sind. Dies treibt Investoren dazu, langfristige Erträge am Anleihenmarkt zu sichern, anstatt ihre Vermögenswerte in riskantere Instrumente wie Aktien zu investieren. Da Markt-Abverkäufe von Natur aus zur Volatilität neigen, ist eine invertierte Ertragskurve ein mögliches Mittel, um einen höheren VIX und niedrigere Aktienkurse ausfindig zu machen.
Handelsstrategie für volatile Märkte
Volatile Märkte zu handeln ist eine Herausforderung, da es sich auf alle Märkte beziehen kann. Jeder Markt weist natürlich bestimmte Eigenheiten und treibende Kräfte hinter seinen Bewegungen auf, wenn es aber darum geht, Volatilität zu handeln, können Trader eine Anzahl von Techniken anwenden, die unabhängig vom Markt selbst sind.
Als eine Vorstufe der Volatilität wird u.a. die Situation genannt, wenn die Preisbildung enger wird, also wenn das Bollinger-Band schrumpft, um die Abnahme der Volatilität hervorzuheben. Solch ein Ereignis kann jedoch ein Vorbote für einen starken Anstieg der Volatilität sein. Deshalb können die Trader einen starken Durchbruch aus dem Bollinger-Band erwarten, der einen Anstieg einer gerichteten Bewegung entfacht.
Das nachfolgende WTI-Chart hebt dieses Ereignis hervor. Der linke obere Bereich des Charts zeigt einen Markt mit geringer Volatilität, veranschaulicht durch die engen Bollinger-Bänder. Durch einen starken Abfall Anfang März kam es jedoch zu einer Verstärkung der Volatilität, was einen Abwärtstrend bewirkte. Dies wäre ein guter Moment, die Short-Position, mit einem Stop-Loss über dem vorherigen Hoch von 55,05 $, zu eröffnen.
Zusammenfassend, wird es immer verschiedene Methoden geben, um einen volatilen Markt zu handeln. Letztendlich ergibt es mehr Sinn, nach einer gerichteten Volatilität als nach einer unberechenbaren Volatilität zu suchen. Mit einer verstärkten gerichteten Volatilität sollten Trader ihre Verluste möglichst minimieren, wodurch profitable Trades gegenüber verlustreichen deutlich überwiegen werden.
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