Börse in Nippon ist erwacht
Über Jahre hinweg standen japanische Aktien nicht auf der Einkaufsliste der Anleger. Dies hat sich nun aber geändert.
Wenngleich der Nikkei seit über einem Jahr deutlich aufgeholt hat, das Kurspotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Als Lohn winkt das Allzeithoch aus dem Jahr 1989.
Japan hat die Nase vorn
Fast unerkannt haben sich die japanischen Aktien in den zurückliegenden Wochen eindrucksvoll zurückgemeldet. Dividendenpapiere aus anderen Regionen der Börsenwelt wurden nun von der Spitzenposition verdrängt. Über viele Monate hinweg gelang den europäischen Börsen eine Outperformance gegenüber der allmächtigen Wall Street, die jedoch nicht von langer Dauer war. Zuletzt haben der S&P und der Technologieindex Nasdaq jedoch an Dynamik eingebüßt. Auch bei den Indizes auf dem alten Kontinent fehlen im Augenblick Kaufargumente. Gänzlich aus dem Fokus der Anleger haben sich die Emerging Markets vorerst verabschiedet. Ganz oben auf der Einkaufsliste der Marktteilnehmer stehen dagegen Aktien aus Japan.
Die beschriebene Rotation innerhalb der Regionen kann grafisch in Form der Absoluten Performance-Matrix dargestellt werden. Hierbei wird die Performance der Regionen USA, Europa, Emerging Markets und Japan auf Sicht der letzten drei und zwölf Monate in vier Quadranten eingetragen. Der Nikkei ist zurzeit im zweiten Quadranten zu finden. Die Kursentwicklung war zuletzt kurz-und mittelfristig positiv. Der japanische Leitindex weist somit einen intakten Aufwärtstrend auf. Der MSCI Europe musste dagegen den Rückzug in den dritten Quadranten antreten. Zwar ist die Performance der vergangenen zwölf Monat noch positiv, auf Sicht der letzten drei Monate steht ein Minus zu Buche. Europäische Börsen halten sich im Augenblick im Korrekturmodus auf. Im Abwärtstrend befinden sich die Emerging Markets, die sowohl auf Sicht der letzten drei als auch der letzten zwölf Monate spürbar an Wert verloren haben. Die Börsen in den Schwellenländern sind im Abwärtstrend. Mehr als eine Erholung ist momentan bei den US-Märkten nicht drin. Diese sind in der Absoluten Performance-Matrix im ersten Quadranten zu finden.
Sommerflaute auch in Japan
Die weltweiten Aktienmärkte weisen in den Sommermonaten eine saisonale Schwächephase auf. Dieses statistische Phänomen ist auch in Japan zu beobachten. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen Nippon und beispielsweise der Wall Street im weit entfernten Amerika. Die Sommerflaute beginnt in den USA Ende Juli und erstreckt sich bis Mitte Oktober. Der S&P 500 hat in den zurückliegenden zehn Jahren in rund 67% der Fälle im Mittel in diesem Zeitraum etwa 2,14% an Wert eingebüßt. An der Börse in Tokio beginnt dagegen die saisonale Schwächephase Anfang Juni und dauert bis Ende August. Der Nikkei verzeichnete in der Vergangenheit ein Minus von ebenfalls mehr als 2%. Anschließend kommt es dann bis Mitte September zu einer Aufwärtsbewegung mit einer durchschnittlichen Kurssteigerung von 3%. Nach einer neuerlichen Durststrecke marschieren der S&P 500 und der Nikkei ab Mitte Oktober in die gleiche Richtung, nämlich gen Norden. Bis zum 1. Dezember weist die japanische Leitbörse in 90% der Fälle ein Plus von mehr als 8% auf.
Auf zu den alten Höhen
Kommen wir nun zur charttechnischen Betrachtung des Nikkei. Hierbei werfen wir einen prüfenden Blick auf das Big Picture, den Langfristchart auf Monatsbasis. Mit einer kurzen Ausnahme im Corona-Jahr 2020 hält sich das besagte Börsenbarometer seit Juni 2013 in einem bis zum heutigen Tag intakten Aufwärtstrendkanal auf. Im Juni dieses Jahres konnte das Zwischenhoch bei 30.725 Punkten von Februar 2021 signifikant überwunden werden. Damit wurde auch gleichzeitig eine Seitwärtsphase beendet. Aus der Höhe dieser trendlosen Marktphase errechnet sich ein Kursziel von 36.970 Punkten. In diesem Bereich liegt im Monatschart auch die obere Trendkanallinie. Bei Erreichen dieser Zielmarken wäre das Potenzial aber noch nicht ausgeschöpft. Darüber winkt dann das historische Allzeithoch bei 38.957 Punkten von Dezember 1989.
Die erwähnte Oberseite der Handelsspanne bei 30.725 Punkten dient für den Fall einer Korrektur als Unterstützung. Was auf keinen Fall aus technischer Perspektive passieren sollte, wäre ein Rutsch unter die unteren Trendkanallinie bei aktuell 25.020 Punkten und der unteren Begrenzung der Seitwärtsphase bei 24.480 Punkten. In diesem Szenario wäre die über zehn Jahre andauernde Hausse erst einmal beendet.
Wenngleich aktuell auch der Nikkei eine kleine Verschnaufpause einlegt, deuten die Indikatoren im Kurschart nicht auf eine baldige Trendwende hin. Zu sehen ist der einfache 50-Monats-Durchschnitt mit einem 5%igen Preisband sowie die exponentielle 7-Monats-Durchschnittslinie. Ein durchaus interessantes Handelssystem. Bei einem Monatsschlusskurs oberhalb des oberen Preisbandes wird ein Kaufsignal generiert. Als Bestätigung sollte der exponentielle 7-Monats-Durchschnitt zudem ebenfalls oberhalb des oberen Preisbands schließen. Dies spricht für eine Trendbeschleunigung. Erst unterhalb des unteren Preisbandes sollte die Position geschlossen werden. Gewinnmitnahmen empfehlen sich, wenn die 7-Monats-Linie in das Preisband zurückkehrt.
Nikkei auf Monatsbasis
Quelle: ProRealTime; Vergangene Wertentwicklungen sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Wertentwicklungen
UMSETZUNGSMÖGLICHKEITEN MIT KNOCK-OUT-ZERTIFIKATE
Steht man auf der Verkäuferseite (Put) und meint, dass der Nikkei in Zukunft fällt, könnten Knock-Out-Zertifikate von IG mit einer Knock-out-Level, oberhalb der gegenwärtigen charttechnischen Widerstandszone bei 38.957 Punkten (z.B. DE000A23ZWN1) interessant werden. Bullisch eingestellte Trader (Call) hingegen könnten in umgekehrter Weise Knock-out-Level unterhalb von 24.480 Punkten (z.B. DE000A241G58) im Blick behalten.
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