Einige davon erwiesen sich in der jüngsten Vergangenheit nicht so erschreckend wir befürchtet. Frei nach dem Motto, politische Börsen haben kurze Beine. Zu nennen ist beispielsweise die Wahl von Donald Trump als US-Präsident im November 2016. Nach einem kurzen Kursschreck ging es dies- und jenseits des Atlantiks spürbar aufwärts. Die Aussicht auf Infrastrukturprogramme und Steuererleichterungen löste eine Rally aus. Aber auch das Referendum in Italien, einige Wochen darauf, konnte die Marktteilnehmer nicht allzu sehr verunsichern. Im vergangenen Monat warteten die Börsianer auf den nächsten Urnengang im Nachbarland Niederlande. Ein Wahlsieg der rechtspopulistischen und eurokritischen Partei von Geert Wilders blieb aus. In wenigen Wochen werden dann die Franzosen ein neues Staatsoberhaupt wählen. Mit Marine Le Pen als Kandidatin möchte eine weitere Partei aus dem rechten Lager so schnell wie möglich aus der Europäischen Union austreten. Gerade die Wahl in Frankreich dürfte von den Anlegern mit großer Spannung verfolgt werden. Zuletzt kam aber auch Gegenwind von der US-Notenbank Fed. Die Währungshüter in Washington scheinen das Ende der ultralockeren Geldpolitik einläuten zu wollen. Davon ist bei der Europäischen Zentralbank noch nichts zu spüren. Aber auch die geopolitischen Risiken haben nach dem jüngsten US-Luftangriff auf einen militärischen Flughafen in Syrien zugenommen. Trotz aller genannter Bedenken hält sich der heimische Aktienmarkt mehr als wacker. Nicht nur das. Der DAX konnte in den zurückliegenden Wochen und Monaten deutlich Boden gewinnen. Charttechnisch betrachtet könnte die Reise in höhere Kursgefilde durchaus noch eine Weile andauern.
Rekordhoch in Sichtweite
Bevor wir eine charttechnische Prognose abgeben, wollen wir kurz einen Blick auf der Kursgeschehen der vergangenen Monate werfen. Der DAX konnte in den ersten drei Monaten dieses Jahres drei wichtige Widerstände bezwingen. Zuerst fiel den Bullen die waagerechte Trendlinie bei 11.400/11.486 Punkten in die Hände. Diese Marke wurde recht schnell überwunden. Mit der horizontalen Trendgeraden bei 11.780/11.830 Zählern tat sich der deutsche Leitindex dagegen ein wenig schwerer. Aber letztendlich wurde auch diese Hürde genommen. Erfreulicher Höhepunkt war im März der nachhaltige Sprung über die psychologische Preisregion bei 12.000 Punkten. Und der erwähnte Monat hatte es aus technischer Sicht in sich. Mit 12.375 Zählern schloss der DAX nur ganz knapp unterhalb der Bestmarke aus dem Jahr 2015 bei 12.390 Punkten auf Schlusskursbasis. Und das besagte Rekordhoch dürfte in den kommenden Wochen eine entscheidende Rolle spielen. Gelingt der Sprung darüber, würde das heimische Börsenbarometer noch nie gesehenes Terrain betreten. Mögliches Ziel wäre dann die nächste „runde“ Zahl bei 13.000 Zählern. Zuvor liegt im Big Picture auf Monatsbasis die ehemalige Aufwärtstrendlinie bei aktuell 12.630 Punkten, die in der ersten Handelswoche des Jahres 2016 unterschritten wurde.
Positives Indikatorenbild
Der momentane Optimismus wird durch die technischen Indikatoren bestätigt. Im Monatschart sind die beiden gewichteten 10- und 20-Monats-Durchschnitte zu sehen. Ende November 2016 schloss die kürzere Glättungslinie oberhalb des längeren gleitenden Durchschnitts. Damit wurde auf dieser Zeitebene ein neues mittelfristiges Kaufsignal generiert. Die beiden Glättungslinien dienen bei momentan 11.568 bzw. 11.006 Zählern als Unterstützungen. Aber auch weitere bekannte und beliebte Indikatoren stoßen derzeit ins gleiche Horn. Wir wenden, neben dem klassischen Moving Average Convergence/Divergence (MACD) mit der modifizierten Einstellung 3,6, und 2 Monate, die Oszillatoren Relative Stärke Index (RSI), Momentum und Williams %R an. Die letzt genannten werden zu Trendfolgeindikatoren umfunktioniert, indem die Nulllinie bzw. die 50iger Marke die Richtung vorgeben. Oberhalb der genannten Werte liegt ein Aufwärtstrend vor, darunter entsprechend ein Abwärtstrend. Die vier Indikatoren hatten im August 2016 neue mittelfristige Kaufsignale generiert, die bis zum heutigen Tag Gültigkeit haben. Erst wenn drei von den so genannten „Dinosauriern“ Ausstiegssignale liefern, wäre die derzeitige Hausse aus der Sicht der Indikatoren beendet.
Saisonal starkes Auftaktquartal
Der deutsche Leitindex verzeichnete in diesem Jahr ein äußerst starkes Auftaktquartal. Zwischen Januar und März fiel ein Plus von mehr als 7% an. Vor allem erfreulich war die Performance im Februar. In den Nachwahljahren konnte der deutsche Leitindex in der Vergangenheit zulegen, so geschehen in diesem Jahr. Saisonal betrachtet hat nun ein relativ schwaches zweites Quartal begonnen. Allerdings fällt die prozentuale Veränderung im Mai nicht so schlecht aus. Vor allem in den so genannten Post-Election-Jahren konnte das heimische Börsenbarometer an Wert gewinnen. Die alt bekannte Börsenweisheit „Sell in May and go away“ fand keine allzu große Beachtung. Der DAX könnte also von der Saisonalität in den Nachwahljahren profitieren und den Weg gen Norden fortsetzen.