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Beginnerleitfaden zur technischen Analyse

Die technische Analyse ist eine Methode zur Voraussage der zukünftigen Richtung eines Börsenkurses mittels Chartmustern und -formationen. Erfahren Sie mehr über die technische Analyse und die Unterschiede zur Fundamentalanalyse.

Beginnerleitfaden zur technischen Analyse Quelle: Bloomberg

Technische Analyse verstehen

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wie Trader technische Analysen durchführen können. Die meisten konzentrieren sich jedoch darauf, historische Kurscharts zu verwenden, die mit Hilfe technischer Indikatoren oder Oszillatoren ausgewertet werden. Das Ziel der technischen Analyse ist es, erkennbare Muster zu identifizieren, die Tradern dabei helfen, den richtigen Zeitpunkt und das passende Kurslevel für den Markteintritt und -austritt zu finden.

Charts der technischen Analyse zeigen Kursbewegungen in der Regel in Form von Kerzen an, die die wichtigsten Punkte eines Börsenkurses über einen bestimmten Zeitraum veranschaulichen:

  • Die Farbe der Kerze zeigt an, ob sich der Kurs nach oben (grün) oder nach unten (rot) bewegt hat
  • Die Balken zeigen den Eröffnungs- und Schlusskurs an
  • Die Dochte zeigen die höchsten und niedrigsten Kursstände an

Erfahren Sie, welche 16 Kerzenchart-Muster jeder Trader kennen sollte

Technische Analysten nutzen viele unterschiedliche Indikatoren in ihren Charts. Bei den bekanntesten technischen Analysestrategien werden gleitende Durchschnitte, Fibonacci-Retracements und Bollinger-Bänder eingesetzt, um Kurslevel für den Ein- und Ausstieg zu identifizieren. Jedoch variieren die verwendeten Indikatoren von Analyst zu Analyst und sind vom jeweiligen Handelsstil, dem Markt, auf dem gehandelt wird, und dem betrachteten Zeitraum abhängig.

Häufig testen technische Analysten, wie ihre Strategie funktionieren würde, bevor sie tatsächlich echtes Kapital riskieren. Um ihre Strategie zu testen, wenden sie diese auf frühere Kursbewegungen im Markt an. Dieser Vorgang wird auch „Backtest“ genannt. Es geht dabei darum, eine Vielzahl von Daten aus einer Reihe ausgewählter Märkte heranzuziehen und eine Strategie darauf anzuwenden. Wenn der Backtest funktioniert, entwickeln Trader und Analysten das Vertrauen dazu, die technische Analyse als Grundlage für die Eröffnung von Live-Positionen einzusetzen.

Tatsächlich vertrauen einige Trader so sehr auf die Leistungsfähigkeit ihrer Strategie, dass sie sich dazu entscheiden, ihre Strategie zu automatisieren. Die Automatisierung einer technischen Analysestrategie umfasst die Einrichtung einer Reihe von Algorithmen, die Handelsvorgänge mit minimaler menschlicher Beteiligung ausführen können.

Worauf basiert die technische Analyse?

Die Grundlage der technischen Analyse bildet die Dow-Theorie, ein von Charles Dow zwischen 1851 und 1902 geschaffenes Regelwerk. Die Regeln geben Tradern einen Leitfaden zu den Prinzipien des Marktgeschehens, einschließlich der Arten von Trends, der Phasen der Kursbewegungen und dem Einfluss von Nachrichten auf den Markt.

Erfahren Sie mehr über die Dow-Theorie.

Obwohl sich die moderne technische Analyse in Bezug auf die verfügbare Technologie und die Fähigkeit, die Analyse zu automatisieren, erheblich weiterentwickelt hat, ist der Ansatz von Dow nach wie vor der Kern der Praxis.

Schlüsselannahmen der technischen Analyse Im Großen und Ganzen basiert die technische Analyse auf Schlüsselannahmen, die folgendes besagen:

  • Die Charts erzählen eine Geschichte. Die Befürworter der technischen Analyse sind der Meinung, dass sie künftige Kursbewegungen auf der Grundlage historischer Kurse vorhersagen können. Allgemein ist es jedoch besser, die Fundamentalanalyse mit der technischen Analyse zu kombinieren, um sicherzustellen, dass Sie den Markt vollständig verstehen, bevor Sie einen Trade platzieren.
  • Marktkurse bewegen sich in Trends. Nach der Dow-Theorie gibt es für Trends drei Zeitrahmen. Dazu gehören primäre Bewegungen, die ein Jahr bis mehrere Jahre andauern können, sekundäre Reaktionen, die zehn Tage bis zu einem Jahr andauern können, und kleinere Bewegungen, die Sekunden bis Tage andauern können.
  • Historische Trends wiederholen sich. Analysten sind der Meinung, dass sich die Kursmuster in Zukunft tendenziell wiederholen werden. Sie schauen sich also die früheren Kursbewegungen auf dem Markt an und nutzen diese, um zu entscheiden, wann sie einen Handel eröffnen und schließen, um ihre Gewinne zu maximieren.

Wie wird die technische Analyse eingesetzt?

Die technische Analyse wird sowohl für den kurz- als auch für den langfristigen Handel eingesetzt. Ein langfristiger Trendanleger kann die technischen Indikatoren beispielsweise dazu nutzen, eine Entscheidung zu treffen, wann er Aktien für sein Portfolio kauft. Ein kurzfristiger Tages-Trader kann die technischen Indikatoren dagegen dazu einsetzen, schnelle Gewinnmöglichkeiten zu ermitteln.

Das Timing ist ein entscheidender Faktor für ein erfolgreiches Handeln und die technische Analyse kann Ihnen dabei helfen, Ihre Handelsgeschäfte so zu terminieren, dass Gewinne maximiert und Verluste minimiert werden.

Die technische Analyse kann für fast jeden Markt angewendet werden. Alles, was Sie benötigen, ist ein Kurschart und Zugang zu einigen technischen Indikatoren. Unabhängig davon, ob Sie mit Aktien, Indizes, Forex oder Kryptowährungen handeln möchten, kann die technische Analyse von großem Nutzen sein.

Technische Analyse im Vergleich zur Fundamentalanalyse

Es bestehen eine Vielzahl von Unterschieden zwischen der technischen Analyse und der Fundamentalanalyse. Vor allem aber wird ein Trader, der die Fundamentalanalyse anwendet, statt frühere Kursbewegungen zu untersuchen, verschiedene interne und externe Faktoren berücksichtigen.

Ein Fundamentalanalyst entscheidet anhand von Informationen, wie viel ein bestimmter Vermögenswert seiner Meinung nach wert ist, und weist ihm einen „Fair Value“ zu, den Wert eines Vermögenswertes, wenn alle Informationen auf dem Markt eingepreist wurden. Wenn der aktuelle Marktpreis des Vermögenswertes unter dem liegt, was er für angemessen hält, wird er kaufen. Liegt der Wert des Vermögenswertes dagegen über dem Wert, den er für angemessen hält, wird er verkaufen.

technische Analyse und Fundamentalanalyse

Nehmen wir zum Beispiel an, ein Fundamental- und ein technischer Analyst erwägen beide den Handel mit Apple-Aktien. Ein Fundamentalanalyst untersucht gegebenenfalls die jüngsten Gewinnberichte von Apple, die Leistung des Technologiesektors und die Gesundheit der Gesamtwirtschaft, bevor er entscheidet, wie viel die Apple-Aktien seiner Meinung nach wert sind.

Ein technischer Analyst würde dagegen alle diese Informationen nicht beachten und nur auf den Chart von Apple achten. Sie würden technische Indikatoren dazu einsetzen, um Muster zu finden, die Aufschluss darüber geben, wo sich die Apple-Aktie bisher befunden hat, und diese Daten als Anhaltspunkte für Annahmen darüber nutzen, wohin sich der Aktienkurs als nächstes entwickeln wird. Auf dieser Grundlage würden sie dann entsprechend handeln.

Auf den ersten Blick mag die technische Analyse viel einfacher aussehen als die Fundamentalanalyse. Schließlich müssen Sie sich nur den Chart eines Marktes ansehen, anstatt Nachrichten, Wirtschaftsberichte und Gewinnmitteilungen durchzublättern. Aber ein erfolgreicher technischer Trader kann auf eine riesige Bandbreite von Indikatoren zurückgreifen und seine Strategie einem Backtest unterziehen, um sicherzustellen, dass sie sich für seine Absicht eignet, bevor er einen Handel eröffnet. Es ist also sicherlich nicht die einfachere Option.

Dennoch werden sich die meisten Trader nicht an eine rein technische oder Fundamentalanalyse halten, sondern sich eher eine Kombination aus beiden Analysen zu Nutzen machen, um sicherzustellen, dass sie einen vollständig ausgewogenen Einblick haben. Sie können also die Fundamentalanalyse dazu verwenden, um sich für einen Markt zu entscheiden, auf dem Sie handeln möchten. Anschließend können Sie die technische Analyse dazu einsetzen, sich zu entscheiden, wann Sie Ihre Position eröffnen sollten.

Grenzen der technischen Analyse

Obwohl die technische Analyse sehr häufig eingesetzt wird, hat die Methode auch ihre Grenzen. Beispiel:

  • Technische Analysen können subjektiv sein. Obwohl die Indikatoren zwei Tradern dasselbe signalisieren können, können die Ergebnisse unterschiedlich interpretiert werden.
  • Technische Analysen können eine sich selbst erfüllende Prophezeiung schaffen. Wenn genügend Menschen nach dem gleichen Muster handeln, kann die Prognose tatsächlich erzwungen werden. Dies kann sich zwar zu Ihren Gunsten auswirken, aber es kann auch die Ausführung Ihres Handels erschweren, wenn alle genau die gleiche Order ausführen
  • Die technische Analyse ist nicht zu 100 % genau. Es gibt wahrscheinlich immer Ausnahmen von der Regel, die aber äußerst gefährlich sein können. Unerwartete Kursbewegungen können große Kursschwankungen verursachen, wenn technische Trader ihre Positionen überstürzt aufgeben
  • Sie ignoriert die zugrunde liegenden Grundlagen. Da die technische Analyse andere Faktoren nicht berücksichtigt, die für eine Bewegung des Marktpreises sorgen können, bietet sie nur einen eingeschränkten Blick auf den Markt. Trotz, dass sie nützliche Ein- und Ausstiegspunkte aufzeigen kann, können – vorausgesetzt, die Dinge laufen planmäßig – überraschende Nachrichten oder Unternehmensberichte zu Volatilität führen.

Daher ist es wichtig, sich der möglichen Nachteile Ihrer Strategie bewusst zu sein und alle Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass Sie durch Ihre Strategie unnötige Verluste erleiden.


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