Welche makroökonomischen Schlüsselindikatoren sollten Trader im Auge behalten?
Makroökonomische Indikatoren sind Kernelemente der Fundamentalanalyse und erlauben einen Einblick in Volkswirtschaften. Erfahren Sie mehr über elf wichtige Indikatoren und welche Sie in den jeweiligen Ländern beobachten sollten.
- Was sind makroökonomische Indikatoren?
- Warum sind Makroindikatoren für Trader wichtig?
- Die elf wichtigsten makroökonomischen Indikatoren im Überblick
- Welche sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in Großbritannien?
- Welche sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in den USA?
- Welche sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in Europa?
- Welche sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in Asien?
- Welche sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in Australien?
- Makroökonomische Indikatoren – Zusammenfassung
Was sind makroökonomische Indikatoren?
Makroökonomische Indikatoren sind Statistiken oder Datenwerte, welche die wirtschaftlichen Gegebenheiten eines bestimmten Staates, einer bestimmten Region oder eines bestimmten Sektors widerspiegeln. Sie werden von Analysten und Regierungen verwendet, um den aktuellen und zukünftigen Zustand der Wirtschaft und der Finanzmärkte zu beurteilen.
Bei den makroökonomischen Indikatoren gibt es Unterschiede in ihrer Bedeutung und den Auswirkungen auf die Wirtschaft, aber im Großen und Ganzen gibt es zwei Haupttypen von Indikatoren:
- Frühindikatoren, die voraussagen, in welche Richtung sich eine Wirtschaft entwickeln könnte. Sie werden von den Regierungen oft zur Umsetzung von politischen Maßnahmen genutzt, da sie die erste Phase eines neuen Wirtschaftszyklus darstellen. Dazu gehören die Zinskurve, Zinssätze und Aktienkurse.
- Nachlaufindikatoren, die die historische Entwicklung einer Volkswirtschaft widerspiegeln und sich erst nach Festlegung eines Trends ändern. Sie werden zur Bestätigung eines laufenden Trends verwendet. Dazu gehören das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Inflation und die Beschäftigungszahlen.
Darüber hinaus gibt es auch die Kategorie der Koinzidenzindikatoren, die jedoch in der Regel zu den nachlaufenden Indikatoren gezählt werden, da sie entweder gleichzeitig oder nach einer wirtschaftlichen Wende auftreten.
Warum sind Makroindikatoren für Trader wichtig?
Makroökonomische Indikatoren sind für alle Trader wichtig, da sie einen wesentlichen Einfluss auf die Marktbewegungen haben können. Aus diesem Grund werden bei den meisten Fundamentalanalysen makroökonomische Indikatoren einbezogen.
Die Verlässlichkeit dieser Wirtschaftsindikatoren ist zwar allein nicht gewährleistet, aber sie spielen eine Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung. Auch wenn diese Indikatoren andere Trader nur dazu veranlassen, Positionen zu eröffnen und zu schließen, kann dies ausreichen, um Volatilität auf dem Markt zu erzeugen.
Die Marktteilnehmer werden die Prognosen der Analysten über die Daten vor ihrer Veröffentlichung im Auge behalten. Je größer die Differenz zwischen den Prognosen der Analysten und den tatsächlichen Werten, desto mehr Volatilität ist an den Finanzmärkten zu erwarten – da die Positionen an die tatsächlichen Werte angepasst werden.
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Da bestimmte Datensätze in verschiedenen Ländern mehr Einfluss haben, ist es wichtig, sich auf unterschiedliche makroökonomische Indikatoren zu konzentrieren, je nachdem, welche Vermögenswerte Sie handeln. Wenn Sie sich beispielsweise ein britisches Unternehmen oder den FTSE 100 ansehen würden, müssten Sie sich die makroökonomischen Indikatoren ansehen, die sich auf Großbritannien auswirken.
Die meisten makroökonomischen Daten werden zu festgelegten Zeitpunkten veröffentlicht, was bedeutet, dass Händler und Investoren sich auf die Veröffentlichungen und die daraus resultierende Marktvolatilität vorbereiten können.
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Die elf wichtigsten makroökonomischen Indikatoren im Überblick
Welchen makroökonomischen Indikator Sie am besten im Auge behalten, hängt stark von Ihren persönlichen Interessen und Präferenzen, den Positionen, die Sie einnehmen, und dem jeweiligen Land ab, auf das Ihr Portfolio ausgerichtet ist. Es gibt jedoch einige sehr verbreitete Indikatoren, die die meisten Händler und Investoren beobachten sollten.
Der Einfachheit halber haben wir diese in Früh- und Nachlaufindikatoren aufgeteilt.
Die wichtigsten Frühindikatoren:
- Der Aktienmarkt
- Immobilienpreise
- Anleiherenditen
- Produktions- und Herstellungsstatistiken
- Der Einzelhandelsumsatz
- Zinssätze
Die wichtigsten Nachlaufindikatoren:
- Die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
- Verbraucherpreisindex (VPI) und Inflation
- Währungsstärke und -stabilität
- Arbeitsmarktstatistiken
- Rohstoffpreise
Sehen wir uns zuerst die Frühindikatoren an:
Aktienmarkt
Der Aktienmarkt wird als guter Frühindikator für die Verfassung einer Volkswirtschaft angesehen. Marktteilnehmer wenden viel Zeit auf, um den Zustand eines Unternehmens oder eines Wirtschaftssektors zu bewerten. Sie können daher das potentielle Wachstum relativ gut einschätzen.
Kurszuwächse an der Börse deuten auf Zuversicht hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung eines Unternehmens hin, was sich positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken kann. Kursrückgänge können dagegen zeigen, dass Anleger ihr Geld aus dem Aktienmarkt abziehen und lieber in sicherere Anlage investieren.
Es gibt jedoch einige inhärente Probleme hinsichtlich der Verlässlichkeit des Aktienmarkts als Wirtschaftsindikator. So basieren die Kurse oft auf Spekulation und spiegeln nicht unbedingt den „wahren“ Wert eines Unternehmens wider. Daher können Aktien über- wie auch unterbewertet sein. Zudem bildeten sich in der Vergangenheit vor Börsencrashs teils signifikante Börsenblasen. In einer derartigen Situation kann falscher Optimismus hinsichtlich des Zustands einer Wirtschaft entstehen. Diese Gefahr wird dadurch verstärkt, dass Trader und Investoren andere makroökonomische Indikatoren außer Acht und sich vom bullischen Marktsentiment verleiten lassen.
Aktienkurse werden durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt. Daher ist es wichtig, sowohl Technische als auch Fundamentalanalysen zu nutzen, um Zukunftstrends auf dem Aktienmarkt zu bewerten.
Immobilienpreise
Der Immobilienmarkt wird weitgehend als Frühindikator angesehen, da seine Daten Monate im Voraus Informationen über den Zustand einer Wirtschaft bieten können.
Ein Rückgang der Immobilienpreise deutet darauf hin, dass mehr Immobilien angeboten werden als Interessenten vorhanden sind. Diese Situation kann auf überhöhte Preise zurückgehen oder bedeuten, dass sich die Menschen Wohnungs- und Häuserkäufe nicht leisten können. Wenn der Immobilienmarkt schwächelt, hat das Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Der Rückgang kann Arbeitsplätze im Baugewerbe gefährden und Steuereinnahmen beeinträchtigen und sich auch auf das Vermögen von Haus- bzw. Wohnungseigentümern auswirken – bis hin zur Zwangsvollstreckung, wenn Kreditgeber die Hypothekendarlehen ihrer Kreditnehmer zurückfordern.
Die Rezession im Jahr 2008 ist ein Paradebeispiel dafür, welche Auswirkungen der Immobilienmarkt auf die Wirtschaft im Ganzen haben kann. Die Subprime-Hypothekenkrise blieb nicht nur auf den Immobilienmarkt beschränkt, sondern war ein frühes Symptom der nahenden Finanzkrise, deren Auswirkungen weltweit spürbar werden sollten.
Die Zahl der Baugenehmigungen kann ein Frühindikator für den Wirtschaftszustand sein, da Unternehmen mindestens sechs Monate vor Baubeginn Genehmigungen beantragen. Wenn neue Projekte entstehen, wird dies üblicherweise als Indikator angesehen, dass Unternehmen mit einer erhöhten Nachfrage nach Wohnraum rechnen. Wenn die Zahl der Bauprojekte zurückgeht, sind Bauunternehmen pessimistischer gegenüber den Zukunftsaussichten für den Immobilienmarkt eingestellt.
Anleiherenditen
Der Anleihemarkt wird als guter Frühindikator angesehen. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass der gesamte Markt ausschließlich auf den Erwartungen und Einschätzungen von Investoren und Händlern hinsichtlich der zukünftigen wirtschaftlichen Lage basiert. Anstatt den Anleihemarkt als einen Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung anzusehen, kann er eher als ein Maßstab für die Erwartungen an den Markt betrachtet werden.
Erfahren Sie, was Staatsanleihen sind
Der Anleihemarkt lässt sich am besten über die Zins- oder Ertragskurve beobachten. Für das Kaufen und Halten einer Anleihe erhalten Händler als Ausgleich ihre Erträge (Renditen) in Form von Zinszahlungen. Die Zinskurve zeigt als grafische Darstellung in einem Chart die Renditen verschiedener Anleihen mit identischen Kreditkonditionen bei unterschiedlichen Laufzeiten. In der Theorie sollte die Kurve ansteigen, da die Renditen für langfristige Anleihen im Normalfall höher ausfallen.
Die Entwicklung kurzfristiger Anleihen (mit Laufzeiten von bis zu zwei Jahren) ist direkt von den Beschlüssen der Zentralbank und von Zinssatzerwartungen abhängig. Dagegen wird die Performance von langfristigeren Anleihen (mit Laufzeiten von über zwei Jahren) zusätzlich zu den Zinssätzen auch durch Faktoren wie Inflation und das Wirtschaftswachstum bestimmt, welche sich auf lange Sicht bemerkbar machen.
Wenn diese langfristigen Faktoren ins Spiel kommen, kann sich die Form der Zinskurve verändern. Auf diesen Veränderungen liegt das Augenmerk der Analysten, wenn sie Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung abgeben.
Wächst die Wirtschaft, kann ein Aufwärtstrend erwartet werden, der auf einer höheren Inflationsrate beruht. Allerdings werden langfristige Anleihen in diesem Fall riskanter, da mit der längeren Haltedauer steigende Zinssätze wahrscheinlicher werden. Das bedeutet, dass Händler höhere Renditen für langfristigere Anleihen verlangen, wodurch die Erträge für Langzeitanleihen schneller steigen als für kurzfristige Anleihen – es entsteht eine steile Zinskurve.
Wenn die Aussichten für die Wirtschaft ungewiss werden, flacht sich die Zinskurve ab. Das liegt daran, dass die Renditen kurzfristiger Anleihen schneller als die langfristiger Anleihen steigen, da Investoren die Renditen bei unterschiedlicher Haltedauer gleich bewerten werden und sie dieselben Erträge für egal welche Anleihe akzeptieren.
Kehrt sich die Zinskurve um – kurzfristige Anleihen bieten höhere Renditen als langfristige – kann dies als Anzeichen dafür angesehen werden, dass Investoren einen scharfen Einbruch des Wirtschaftswachstums bei niedriger Inflation erwarten. Sie gehen davon aus, dass daraus resultierend die Zentralbanken die Zinssätze senken.
Produktions- und Herstellungsstatistiken
Die Bewertung von Produktions- und Herstellungsstatistiken ist einer der einfachsten und auch schnellsten Wege, frühzeitig Daten über die Verfassung einer Volkswirtschaft zu erhalten. So hat es positive Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP), wenn die Produktions- und Herstellungszahlen zunehmen. Ein steigendes BIP wird wiederum als Anzeichen für eine erhöhte Konsumbereitschaft und eine positive wirtschaftliche Entwicklung angesehen.
Ein Anstieg oder Abfallen der Produktion kann sich außerdem auf die Beschäftigungszahlen auswirken. Dabei gibt die Verfügbarkeit und Anzahl von Arbeitsplätzen in der Produktion wichtige Informationen darüber, wie sicher sich Unternehmen hinsichtlich der eigenen Expansion und der wirtschaftlichen Entwicklung sind. Sind zahlreiche Arbeitsplätze verfügbar, haben Unternehmen möglicherweise eine Fülle an Aufträgen und müssen daher weitere Mitarbeiter einstellen. Wenn jedoch nicht mehr eingestellt wird, lässt das darauf schließen, dass Unternehmen schlechtere Zeiten befürchten und daher Kürzungen vornehmen.
In derartige Bewertungen müssen allerdings auch die Lagerbestände und die Einzelhandelsumsätze einbezogen werden. Hohe Lagerbestände lassen darauf schließen, dass die Nachfrage seitens der Verbraucher hoch ist. Gleichzeitig kann dies allerdings auch ein Anzeichen dafür sein, dass die Unternehmen auf ihren Waren sitzen bleiben, da sie keinen Absatz finden.
Der Einzelhandelsumsatz
Der Einzelhandelsumsatz umfasst den Erwerb von Endprodukten und Dienstleistungen durch Verbraucher und Unternehmen. Er ist ein besonders wichtiger Indikator, da das Konsumverhalten großen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung hat.
So ist ein steigender Einzelhandelsumsatz meist ein Zeichen, dass es wirtschaftlich bergauf geht. Wenn Verbraucher sich hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage und der eigenen Zukunft sicher fühlen, kaufen sie weiter Produkte und geben auch Geld für Güter aus, die nicht zum Lebensnotwendigen gehören. So steigt mit der Nachfrage die Produktion und damit auch das Bruttoinlandsprodukt. Gleichzeitig können die Produzenten, die die Nachfrage durch die Verbraucher nach derartigen Produkten decken, steigende Aktienkurse verzeichnen. Ihre Aktien werden als „zyklische“ Aktien bezeichnet.
Werden Verbraucher jedoch zunehmend unsicherer hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Aussichten, kaufen sie nicht mehr so viele verzichtbare Güter und geben weniger Geld aus. In einer solchen Situation sind es dann risikoarme Aktien – von Unternehmen, die in der Produktion von Grundnahrungsmitteln und essentiellen Versorgungs- und Verbrauchsgütern angesiedelt sind – deren Performance überdurchschnittlich hoch ausfällt. Um die Verbraucher zum Kaufen zu animieren, senken Regierungen oft die Steuern, damit mehr Geld zum Ausgeben zur Verfügung steht.
Der Einzelhandelsumsatz allein zeigt jedoch nicht immer ein genaues Bild des Verbraucherverhaltens. So könnten Verbraucher beispielsweise Kredite aufnehmen, um weiterhin Geld ausgeben zu können. In diesem Fall würden die Einzelhandelsumsätze auf erhöhtem Niveau bleiben, jedoch würde die (Neu-)Verschuldung auf eine bevorstehende Rezession hinweisen.
Zinssätze
Zinssätze können sowohl als Früh- als auch als Nachlaufindikatoren herangezogen werden. Sie sind in dem Sinne Nachlaufindikatoren, als dass die Zinssatzentscheidungen seitens der Zentralbanken erst nach Eintreten eines Wirtschaftsereignisses oder einer Verschiebung auf den Märkten gefällt werden. Gleichzeitig können Sie jedoch auch als Frühindikatoren angesehen werden. Sobald nämlich die Zinssatzentscheidung getroffen wurde, werden sich die Auswirkungen mit hoher Wahrscheinlichkeit in der wirtschaftlichen Entwicklung widerspiegeln.
In Zeiten, in denen die Wirtschaft stark und die Verbraucherausgaben und die Inflationsrate hoch sind, heben Zentralbanken oft die Zinssätze an, um das Wirtschaftswachstum zu bremsen. Diese Entscheidung bestätigt das Wachstum. Da Banken jedoch aufgrund der neuen Zinssätze höhere Zinsen zahlen müssen, um an Geld zu kommen, werden sie im Gegenzug die Kreditkosten für Verbraucher erhöhen. Die erhöhten Kreditkosten sorgen wiederum dafür, dass Verbraucher weniger Kredite aufnehmen und dementsprechend auch bei ihren Ausgaben zurückhaltender sind. Die Entscheidungen der Zentralbanken haben überall auf der Welt starke Folgewirkungen auf Banken, Verbraucher und Unternehmen.
Erfahren Sie mehr über die Auswirkungen steigender Zinssätze
Stagniert das Wirtschaftswachstum, erwarten Analysten dagegen, dass die Zentralbanken die Zinssätze reduzieren, um die Verbraucher zu mehr Ausgaben anzuregen. Eine derartige Zinssatzentscheidung bestätigt, dass die wirtschaftliche Situation düster aussieht. Sie ist gleichzeitig jedoch ein Indikator dafür, dass die Kreditkosten in Kürze fallen, die Verbraucherausgaben steigen und die Wirtschaft zu wachsen beginnen werden.
Positionieren Sie sich auf Zinssätze
Betrachten wir nun die Nachlaufindikatoren:
Die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stellt den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen dar. Es wird häufig herangezogen, wenn die Unterschiede zweier Volkswirtschaften verglichen und deren Wachstumsrate vorausgesagt werden sollen.
Ein steigendes Bruttoinlandsprodukt kann sich auf die anderen hier besprochenen Indikatoren auswirken. So hat es etwa Einfluss auf Beschäftigungszahlen, da Unternehmen neue Mitarbeiter einstellen und die Produktion und Herstellung erhöhen.
Verfügt ein Staat über eine gleichmäßige BIP-Wachstumsrate, ist das ein gutes Zeichen für eine stabile Wirtschaftslage. Eine besonders schnell ansteigende Wachstumsrate wird jedoch oft kritisch betrachtet. Einige Analysten argumentieren, dass BIP-Zahlen leicht manipuliert werden können, insbesondere durch Programme wie etwa eine quantitative Lockerung oder übermäßige Staatsausgaben. So wurde Indien beispielsweise bis 2019 aufgrund seiner BIP-Wachstumsrate von 7 % als die weltweit am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft angesehen. Nachdem jedoch ein Fehler bei der Ermittlung des BIP für die Jahre 2011 bis 2017 festgestellt wurde, sank die errechnete Wachstumsrate auf 4,5 %.
Die Voraussagen, die das Bruttoinlandsprodukt als Nachlaufindikator Tradern und Investoren ermöglicht, sind begrenzt. Jedoch wird angenommen, dass ein über zwei Quartale fallendes Bruttoinlandsprodukt eine wirtschaftlichen Rückgang oder eine Rezession einleitet.
Inflationsraten
Der Begriff „Inflation“ bezeichnet den anhaltenden Anstieg der Güter- und Dienstleistungspreise innerhalb eines Staates. Es handelt sich um einen Nachlaufindikator, da eine Inflation auf ein steigendes oder rückläufiges Wirtschaftswachstum zurückgeht.
In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs kommt es oft auch zu einer erhöhten Inflationsrate. Eine hohe Inflationsrate kann sich extrem stark auf den Wert der Landeswährung auswirken. So wird ihre Kaufkraft gesenkt, was wiederum Waren für Verbraucher teurer macht – zumindest nominell. Gleichzeitig kann eine hohe Inflationsrate andere makroökonomische Indikatoren beeinflussen, da sie zu geringeren Beschäftigungszahlen führen und die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukt verringern kann. Ist die Inflation hoch, steigen auch die Zinssätze, da Regierungen versuchen, bessere Kontrolle über die Preise zu erlangen.
Kommt es zu einem wirtschaftlichen Abschwung, kann die Inflationsrate zurückgehen. Fällt sie unter 0 %, gibt es eine „Deflation“. Auch wenn eine derartige Situation zunächst gut klingt, so ist sie allerdings die Bestätigung, dass Verbraucher ihre Ausgaben eingeschränkt haben. In diesem Fall ist oft gleichzeitig weniger Geld verfügbar, es geht der Einzelhandelsumsatz zurück und die Arbeitslosigkeit steigt.
Währungsstärke und -stabilität
Die Währung eines Staates spiegelt den Zustand seiner Wirtschaft wider, da der Währungskurs davon abhängt, welchen Wert die Käufer und Verkäufer der Währung ihr beimessen. Es handelt sich um einen Nachlaufindikator, da der Währungskurs sich je nach der politischen und wirtschaftlichen Situation des Landes ändert.
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Kommt es zu erheblichen wirtschaftlichen Unsicherheiten oder Veränderungen, wirkt sich diese Instabilität auch auf die Währung des Landes aus. Ihr Wert kann sich rapide ändern – die Marktvolatilität steigt.
Eine starke Wirtschaft wird von Investoren im Allgemeinen als positiv bewertet. Sie sind bereit, mehr für die entsprechende Währung zu bezahlen. Gleichzeitig unterstützt eine starke Währung die Wirtschaft, da die Kaufkraft höher ausfällt. Die Auswirkungen eines steigenden Währungskurses hängen davon ab, ob ein Staat ein Nettoimporteur oder -exporteur ist. Für Nettoexporteure bedeutet ein steigender Kurs der eigenen Währung, dass eigene Güter zu einem höheren Preis in der Fremdwährung verkauft werden können. Importeure werden allerdings nicht immer bereit sein, die gestiegenen Preise zu bezahlen. Nettoimporteure profitieren dagegen von steigenden Währungskursen im eigenen Land, da es für sie günstiger wird, Waren aus dem Ausland zu erwerben.
Eine schwache Wirtschaft wirkt abschreckend auf Investoren, wodurch die Währung an Wert verliert. Dadurch verringert sich der Preis von Exporten, was – obwohl weniger positiv für Inlandsunternehmen – zu einem besseren Wettbewerb auf internationaler Ebene führen kann. Außerdem kann eine Währungsabwertung mit teureren Importen einhergehen, da mit der eigenen Währung weniger gekauft werden kann. Dementsprechend steigen für Verbraucher und Unternehmen die Kosten für Waren aus dem Ausland. Es gibt allerdings auch einige Vorteile bei schwachen Währungskursen. So wird der Tourismus angeregt und die Nachfrage nach Waren aus dem eigenen Land steigt.
Arbeitsmarktstatistiken
Der wohl nützlichste Nachlaufindikator sind die Arbeitslosenzahlen. Wenn sie über Monate hinweg kontinuierlich steigen, so deutet das meist auf eine Verschlechterung des wirtschaftlichen Zustand eines Landes hin. Fallende Beschäftigungszahlen zeigen, dass Unternehmen die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation aufgegeben und damit begonnen haben, Mitarbeiter zu entlassen.
Selbst wenn sich eine Wirtschaft wieder gefangen hat, muss das nicht immer bedeuten, dass die Arbeitslosenzahlen zurückgehen. Arbeitgeber warten meist mit der Einstellung neuer Mitarbeiter, bis sie sich über den wirtschaftlichen Aufschwung sicher sind.
Rohstoffpreise
Rohstoffpreise werden als gute makroökonomische Indikatoren angesehen, da sie sich meist vor anderen Nachlaufindikatoren ändern.
Eine gesamtwirtschaftliche Zunahme in der Nachfrage nach Rohstoffen wie Holz, Eisen und Öl kann als Anzeichen für ein positives Wirtschaftswachstum angesehen werden. Diese Rohstoffe werden oft für den Ausbau der Infrastruktur benötigt. Daher sind die wichtigsten Importeure von Rohstoffen Schwellenmärkte. Wenn die Nachfrage nach diesen Rohstoffen abnimmt, gilt das als Zeichen für eine sich abschwächende Wirtschaft und dass die Zahl an Bauprojekten abnimmt.
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Bestimmte Rohstoffe, wie etwa Gold, erfahren eine Preissteigerung in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten. Gold gilt als sichere Anlage. Daher tendieren viele Investoren dazu, ihr Kapital vor oder während eines wirtschaftlichen Niedergangs in Gold anzulegen. Steigt der Goldpreis, kann dies ein Zeichen für das Abschwächen einer Wirtschaft sein. Fällt er jedoch, bedeutet das oft, dass Investoren ihr Geld in Vermögenswerte mit höherem Risiko anlegen.
Welche sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in Großbritannien?
Hier finden Sie einige der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren für Großbritannien und wann sie veröffentlicht werden.
Indikator | Herausgeber | Veröffentlichungszeitpunkt |
Zinssätze | Bank of England | Vierteljährig |
BIP-Wachstumsrate | Office of National Statistics | Vierteljährig |
Arbeitsmarktstatistiken | Office of National Statistics | Alle drei Monate |
Verbraucherpreisindex (VPI) | Office of National Statistics | Monatlich |
Erzeugerpreisindex (EPI) | Office of National Statistics | Monatlich |
Einzelhandelsumsätze | Office of National Statistics | Monatlich |
Verbrauchertrends | Office of National Statistics | Alle drei Monate |
Welche sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in den USA?
Hier finden Sie einige der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren für die USA und wann sie veröffentlicht werden.
Indikator | Herausgeber | Veröffentlichungszeitpunkt |
Zinssätze | Federal Reserve | Vierteljährig |
BIP-Wachstumsrate | Bureau of economic analysis | Vierteljährig |
Arbeitsmarktstatistiken | Arbeitsministerium | Alle drei Monate |
Non-Farm-Payrolls | Arbeitsministerium | Monatlich |
Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung | Federal Reserve | Monatlich |
Verbraucherausgaben | Handelsministerium | Monatlich |
Baugenehmigungen | Zensusbüro des Handelsministeriums | Alle drei Monate |
Was sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in der EU?
Hier finden Sie einige der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren für die EU und wann sie veröffentlicht werden.
Indikator | Herausgeber | Veröffentlichungszeitpunkt |
Zinssätze | Europäische Zentralbank (EZB) | Vierteljährlich |
BIP-Wachstumsrate | Eurostat | Vierteljährlich |
Handelsbilanz | Eurostat | Monatlich |
Verbrauchervertrauen | Eurostat | Monatlich |
Arbeitslosenzahlen | Eurostat | Monatlich |
Verbraucherpreisindex (VPI) | Eurostat | Monatlich |
Einzelhandelsumsätze | Eurostat | Monatlich |
Was sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in Asien?
Hier finden Sie einige Schlüsselindikatoren für das BIP und die Zinssätze in Hongkong, Indien, Japan und Singapur.
Land | Indikator | Herausgeber | Veröffentlichungszeitpunkt |
Hong Kong | BIP-Wachstumsrate | Regierung von Hongkong | Vierteljährig |
Hong Kong | Zinssätze | The Hong Kong Monetary Authority (HKMA) | Vierteljährig |
India | BIP-Wachstumsrate | Ministry of Statistics and Programme Implementation (MoSPI) | Vierteljährig |
India | Zinssätze | Reserve Bank of India | Vierteljährig |
Japan | BIP-Wachstumsrate | Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung | Vierteljährig |
Japan | Zinssätze | The Bank of Japan | Vierteljährig |
Singapore | BIP-Wachstumsrate | Handelsministerium | Vierteljährig |
Singapore | Zinssätze | The Monetary Authority of Singapore | Vierteljährig |
Was sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren in Australien?
Hier finden Sie einige der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren für Australien und wann sie veröffentlicht werden.
Indikator | Herausgeber | Veröffentlichungszeitpunkt |
Zinssätze | Reserve Bank of Australia | Monatlich |
BIP-Wachstumsrate | Bureau of Statistics | Vierteljährlich |
Arbeitslosenzahlen | Bureau of Statistics | Monatlich |
Handelsbilanz | Department of Foreign Affairs and Trade | Monatlich |
Einzelhandelsumsatz | Bureau of Statistics | Monatlich |
Baugenehmigungen | Bureau of Statistics | Monatlich |
Verbraucherpreisindex (VPI) | Bureau of Statistics | Vierteljährlich |
Gewerbliche Produktion | Bureau of Statistics | Vierteljährlich |
Makroökonomische Indikatoren – Zusammenfassung
- Makroökonomische Indikatoren sind Statistiken oder Datenauswertungen, die die wirtschaftliche Lage in einem bestimmten Land, einer Region oder einem Sektor wiedergeben.
- Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung sowie ihrer Auswirkungen auf die Wirtschaft und werden in Früh- und Nachlaufindikatoren unterteilt.
- Bei den am häufigsten genutzten Indikatoren handelt es sich um jene, die aus anerkannten Quellen stammen, etwa von Regierungen, supranationalen Einrichtungen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs).
- Wirtschaftsindikatoren sind für Trader besonders wichtig, da sie einen signifikanten Einfluss auf Marktbewegungen haben können.
- Die meisten makroökonomischen Daten werden jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt herausgegeben. So können sich Trader und Investoren im Vorfeld auf ihre Veröffentlichung und die daraus resultierende Marktvolatilität vorbereiten.
- Sie können IGs Wirtschaftskalender verwenden, um sich auf die Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten vorzubereiten
- Beliebte Frühindikatoren umfassen den Aktienmarkt, Immobilienpreise,
- Anleiherenditen, Produktions- und Herstellungsstatistiken, Einzelhandelsumsätze und Zinssätze.
- Dagegen zählen zu den populären Nachlaufindikatoren die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts, der Verbraucherpreisindex, die Währungsstärke, Arbeitsmarktstatistiken und Rohstoffpreise.
- Einige dieser Indikatoren können je nach Land besonders aussagekräftig oder von geringerer Bedeutung sein. Daher ist es wichtig, die Schlüsselindikatoren der entsprechenden Regionen genau zu kennen.
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